Hamburg
Werden, das ist die Losung
Szenen zum 150. Geburtstag von Ernst Barlach
Ernst Barlach Haus 05.01.2020 – 22.03.2020
von Hajo Schiff
Wie ist zu verhindern, dass Jubilare erst auf einen hohen historischen Sockel gestellt und dann in freundlich nickender Zustimmung irrelevant werden? Karsten Müller, Direktor des speziell für die Verehrung des Künstlers gestifteten Hamburger Ernst Barlach Hauses wollte zum 150. Geburtstag des Künstlers keine Jubelausstellung machen. So wurden in Zusammenarbeit mit Studierenden des kunstgeschichtlichen Seminars von Petra Lange-Berndt an der Uni Hamburg frische Fragestellungen und neu Präsentationsformen für eine kritische Würdigung erarbeitet. Dem Gedächtnis hat sich Barlach vor allem als Holzbildhauer eingeprägt, mit zugleich expressiven und doch weitgehend blockhaften Figuren. Und so erscheint zu Jubiläum nicht nur ein Buch, das alle diese Arbeiten dokumentiert, sondern auch besonderes Gewicht auf die Verwendung unterschiedlicher Holzsorten legt.
Auch die aktuelle Ausstellung ist von Holz überwuchert. Da wachsen Ästchen aus den weißen Sockeln der Skulpturen wie dem in dynamisch waagerechter Bewegung eingefrorenem „Rächer“ von 1922 aus Lindenholz oder es liegt Totholz vor dem lebensgroßen eichenen Moses von 1919, der ebenso religionsaffin wie glaubenskritisch nur leere Gesetzestafeln zeigt. Diese „Verwaldung“ bezieht sich nicht nur auf Barlachs Graphiken wie den Zauberwald von 1899, in dem es noch jugendstilig verworren geisterhaft zugeht, sondern auch auf die Lage des Museums im wunderschönen historischen Jenischpark oberhalb der Elbe. Der in Berlin lebende Hallenser Künstler Marten Schech (* 1983) hat neben derartigen Verwucherungen zudem den ganzen Innenhof mit seiner Inszenierung aus feingliedrigen Holzskulpturen, affirmiertem Stuhldesign und einem geradezu bühnenbildhaftem Wunschbrunnen gestaltet. Dort ist…