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Fragen zur Zeit · von Michael Hübl · S. 40 - 43
Fragen zur Zeit ,

Fragen zur Zeit
Morsesignale aus dem Bunker

Bong Joon-hos Film „Parasite“ trifft auf Jean-François Lyotards Abkehr von den „grossen Erzählungen“
von Michael Hübl

Zustandsbeschreibung oder Zukunftsperspektive? Merete Barker hat ein Bild gemalt, das zeigt eine düstere Dichotomie. Die obere Hälfte des Querformats wird beherrscht von wuchtigen dunklen Pinselgesten. Kunsthistorisch erinnern sie an den Abstrakten Expressionismus, ökologisch an die Brandkatastrophe Australiens: Wie verkohlte Balken oder Baumstämme bedecken sie kreuz und quer die Bildfläche. Den unteren Teil der Arbeit überzieht fluid-organische Malerei. Sie ist weich und fließend, stellt mithin einen Gegensatz dar zu der rüden Kantigkeit, die oben dominiert. Ausdruck von Zuversicht? Die Natur erobert sich zurück, was ihr die Zivilisation geraubt hat – ähnlich wie bei den Romantikern? Die ließen Burgruinen als Zeugnisse einstmals blühender Verhältnisse von grünem Rankwerk überwuchern, derweil ringsum dichter Wald sich breitmacht; ein Sieg vegetabiler Kraft über die anthropogenen Eingriffe in das natürliche Geschehen. Demnach wäre die untere Partie von Barkers Bild so zu verstehen, dass sich zumindest die Natur regenerieren werde, mag auch der Fortbestand ihrer humanoiden Anteile ungewiss sein. Aber vielleicht muss man die fluid gemalte Fläche auch so deuten: als die andere Seite desselben Elends. Während in Down Under die Feuerstürme wüteten, versanken die Philippinen in Regen und Schlamm, Folgen eines Taifuns.1

Die Malereien von Merete Barker haben ihren Ursprung in der während der 1970er- und 1980er-Jahre noch relativ jungen Auseinandersetzung mit dem Thema Wahrnehmung unter den Prämissen der Digitalisierung und der damit einhergehenden Auflösung der Bilder in distinkte Einheiten, für die sich der Begriff Pixel eingebürgert…

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