Fiona Tan
Wo wohnt die Fotografie?
Ein Gespräch von Michael Stoeber
Fiona Tan, 1966 in Pekanbaru, Indonesien geboren, Tochter eines indonesisch-chinesischen Vaters und einer australischen Mutter, ist eine international renommierte Foto- und Filmkünstlerin. Sie lebt und arbeitet in Amsterdam. In vielen Einzel- und Gruppenausstellungen weltweit hat sie ihr künstlerisches Vermögen unter Beweis gestellt. 2002 nahm sie an der Documenta 11 in Kassel teil, 2009 vertrat sie die Niederlande auf der Biennale von Venedig. In ihren Werken beschäftigt sie sich in ebenso poetischer wie ästhetischer Weise mit Fragen der Identität. Wer sind wir, wenn wir ich sagen? Und erforscht dabei, wie Zeit und Erinnerung, Geschichte und Gegenwart unsere Vorstellungen vom eigenen wie fremden Ich prägen. Das wird besonders deutlich in ihrem 2016 geschaffenen opus magnum „Ascent“. In dessen Mittelpunkt steht die Besteigung des Mount Fuji, Japans heiliger Berg, wobei der Aufstieg in metaphorischer Weise eine Form der Selbstfindung darstellt. Ihn begleitet ein von Fiona Tan geschriebener, als Off-Stimme hörbarer Dialog, in dem sich die Erzählerin Mary an ihren toten Freund Hiroshi erinnert. In ingeniöser Weise verknüpft die Künstlerin ihren „West-östlichen Divan“ mit der Bearbeitung gefundener Fotos von fremder Hand. Wobei Tans Werk nicht allein kulturelle Klischees zum Tanzen bringt, sondern auch unsere traditionellen Vorstellungen von Film und Fotografie. „Ascent“ hat Fiona Tan in den Mittelpunkt einer Ausstellung im hannoverschen Sprengel Museum gestellt, wo sie 2019 den angesehenen, von der Stiftung Niedersachsen finanzierten „Spectrum – Internationalen Preis für Fotografie“ erhielt. Dort sprach sie mit Michael Stoeber über ihre Kunst.
Michael Stoeber: Frau Tan,…