THOMAS WULFFEN
Biennale von Turin
Big Social Game
Turin, 19.4. – 19.5.2002
Die 2. Biennale junger Kunst in Turin ist noch nicht verzeichnet auf dem Kalender der weltweit reisenden Kunstexperten. Das mag zum einen daran liegen, dass diese Biennale erst die zweite ihrer Art ist und Turin nicht auf den bekannten Wegen der üblichen Verdächtigen liegt. Venedig ist in der fernen Nachbarschaft, aber die direkte Konkurrenz mit der altehrwürdigen Biennale hat man noch nicht gewagt. Dabei wäre die diesjährige Biennale unter dem Titel ,Big Social Game’ eine willkommene Ergänzung gewesen, aber was noch nicht ist, kann ja noch werden.
Dass man sich auf Seiten der Kuratoren, unter ihnen Michelangelo Pistoletto als Direktor und Giacinto Di Pietrantonio als Leiter des Bereichs Bildende Kunst, und der Organisatoren selbst nicht sicher war über den Stellenwert der Stadt, wird in einer Art Vorauskatalog zur Biennale deutlich, in dessen Fragenkatalog an erster Stelle steht: ,Warum Turin?’. Wer die Stadt selbst erlebt, und das tut er notgedrungen, wenn er die Biennale besuchen will, denn diese Biennale findet ihren Platz im Stadtraum, stellt diese Frage nicht mehr. Zwar gibt es einen zentralen Ausstellungsraum in der sogenannten Cavalleriza, aber ein großer Teil der Arbeiten muss im Zentrum der Stadt gesucht werden. Dabei ist das Logo der Ausstellung selbst eine Hilfe. Was wie ein verunglücktes Instrument aussieht, ist der Lageplan der Biennale. Mit Arbeiten von 150 Künstlern schlägt die Ausstellung sogar die Künstlerliste der diesjährigen documenta, wobei die Arbeiten der Künstler über das eigentliche Feld bildnerischer Kunst hinausweisen. Kaum eine andere internationale Ausstellung…