Martin Blättner
BILD-GEGEN-BILD
Haus der Kunst, München, 10.6. – 16.9.2012
Nur ein Schock-Motiv, das aber zeitgleich auf 151 Titelseiten von Tageszeitungen aus der ganzen Welt. Sie reihen sich zu einem endlosen Bilderfries an den hohen Wänden im Haus der Kunst. Die Reproduktionen auf weißen Kartons befinden sich zentral im größten Raum dieser Ausstellung – die Bedeutung der Abbildungen wird dadurch zusätzlich hervorgehoben. Fett gedruckte Schlagzeilen in unterschiedlichen Sprachen kommentieren Raster-Fotos, die von wenigen Nachrichten-Agenturen vorgefiltert wurden. Deshalb sehen sie alle gleich aus. Interpretiert werden die variierten Bild-Ausschnitte allerdings eher unterschiedlich. Die Ausgaben vom 12.September 2001 berichten vom Gewaltakt, der einen Tag zuvor die Welt erschütterte: vom Terror-Anschlag auf die Zwillingstürme von New York.
Der Beitrag von Hans Peter Feldmann zum „Bild-gegen-Bild“-Ausstellungs-Projekt ist gewissermaßen ein Schlüssel zum Gesamtkonzept der Kuratoren, denn es geht um das künstlerische Reagieren auf die innovative Entwicklung der Medienbilder mit dem gesonderten Blick auf die Darstellung von Konflikten seit dem 2.Golfkrieg (1990 – 1991) bis heute, auf das „Phänomen visueller Rüstungsspiralen“ im Zeitalter der „globalen Verfügbarkeit von Informationen“. Bilder, wie etwa die Videoaufzeichnungen von der „sauberen“ Bombardierung irakischer Ziele provozieren – so die Theorie – „schmutzige“ Gewaltbilder der Gegenseite im Propagandakrieg der schnellen elektronischen Bilder (so zum Beispiel die Nahaufnahmen der zivilen Opfer). Die mediale Inszenierung eines solchen Bilderkriegs gipfelte im Einschlag der Türme des WTC: Die Medienwissenschaftler waren sich offenbar einig, dass erst durch die modernen Bildmedien – die als Verstärker funktionierten – das Verbrechen massenmedial realisiert wurde, womöglich genau auf die Endlosschleife der Wiederholungen hin konzipiert.
Während Feldmann mit…