Konrad Paul Liessmann
Urbanität oder die Stadt als kulturelles Phänomen
Der Wahlspruch des spätmittelalterlichen Ritters Andreas Baumkircher, des Freiherrn von Schlaining, lautete: „Eine Burg für den Teufel, eine Stadt für die Welt, ein Kloster für das Himmelreich.“ Damit hatte sich der Kampfgefährte und spätere Gegner Kaiser Friedrichs III. nicht nur eine Maxime für sein Leben gegeben, sondern auch den Horizont des mittelalterlichen Denkens noch einmal abgeschritten, den Goethe in seinem „Faust“ die klassische Formulierung gegeben hatte: „Vom Himmel durch die Welt zur Hölle“.
Teufel = Burg, Himmel = Kloster, Welt = Stadt
Im Spannungsfeld zwischen diesen Sphären bewegte sich der Mensch, ihnen hatte er sich zu stellen. Der Ritter Baumkircher wollte es sich offensichtlich mit all diesen Sphären gut stellen, für den Teufel als Vertreter der Hölle baut er die Burg Schlaining, den Himmel möchte er mit der Errichtung eines Klosters gewinnen, für die Welt, dem Ort, an dem der Mensch die Zeitspanne seines irdischen Lebens verbringen muss, gründet er eine Stadt. Die Zuordnung der Bauvorhaben zu den Dimensionen christlich-religiöser Seinsvorstellungen ist durchaus sinnig:
Die Burg repräsentiert nicht nur Macht und Schutz, sondern war auch ein Symbol für Gewalt und Krieg, für Belagerung und Verrat, und manch eine Sage erzählt von Teufelsburgen, die sich dem Bösen selbst verdanken.
Das Kloster wiederum galt als Vorschein himmlischen Lebens im Irdischen, eine Enklave der Transzendenz in der profanen Welt.
Die Stadt war das sinnige Synonym für diese Welt – nicht das Land, nicht das Dorf. Insoweit der Mensch in dieser Welt, irgendwo zwischen Himmel und Hölle, lebt und leben…