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Ausstellungen: Berlin · von Ingo Arend · S. 272 - 273
Ausstellungen: Berlin , 2012

Ingo Arend
Wael Shawky

»Al Araba Al Madfuna«
KW Institute for Contemporary Art, Berlin, 26.8. – 21.10.2012

Waren die Kreuzzüge etwa ein Kinderspiel? In Wael Shawkys Videoserie „Cabaret Crusades“ stehen sich die verfeindeten Lager des Jahres 1095 plötzlich wieder gegenüber. Richard Löwenherz trifft auf Sultan Saladin. Jerusalem steht in Flammen. Schwerter werden gezückt, Köpfe rollen. Doch vor dem Betrachter rollt ein Puppenspiel ab. Versucht sich der neue Liebling der internationalen Kunstszene an einem ägyptischen Remake der Augsburger Puppenkiste?

So naiv ist die Kunst des 1971 in Alexandria Geborenen natürlich nicht. In dem vierteiligen Videoprojekt, das Shawky 2010 begann und 2013 beenden will, ruft der Videokünstler und Regisseur die historischen Ereignisse nämlich durchaus in ihrer ganzen Brutalität auf: blutrünstige Geschichten von Rittern, die im Namen des Glaubens töteten, von Schlachten und Eroberungen, Henkern und Gehenkten, von Gewinnern und Verlierern.

Doch bei Shawky ist die Kunst alles andere als ein Propaganda-Tool: Er will sich nicht noch einmal für die historische Demütigung der Araber durch das Abendland rächen. Deswegen agieren in diesem „Kabarett“ nur Marionetten. Ob es Christen oder Muslime sind, Könige, Kalifen oder Päpste, Märtyrer oder Heilige. Niemand weiß, wer die Fäden in der Hand hält, an denen seine Protagonisten agieren. Ihn interessiere, so erklärte es der 41-Jährige einmal in einem Interview mit Blick auf die berühmte Rede Papst Urbans auf dem Konzil von Clermont 1095, das als Ausgangspunkt der Kreuzzugsidee gilt, die „Wirkung von Manipulationen auf die Menschen“.

Der Geschichtenerzähler, der Shawky im Kern ist, zielt neben der Ideologiekritik aber auch auf ein historisches Narrativ. Seine…



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