Hermann Pfütze
Kunststoff Syrien
»Ein- und Ausblicke in ein zerrissenes Land«
Forum Factory, Berlin, 7.8. – 18.8.2012
Zum ersten Mal wurden hier Bilder, Fotos, Videos und Musik des künstlerischen und ästhetischen Widerstands gegen Zerstörung und Schrecken in Syrien präsentiert. Fast alle Beiträge sind von jungen Leuten, die in Syrien leben oder in jüngster Zeit aus dem Land geflohen sind. Nur die s/w-Fotografien des Alltagslebens in den Ruinen, verbunden mit kurzen poetischen Texten, sind von Mohamad Al-Roumi, dem schon lange im Pariser Exil lebenden, international bekannten Fotografen, als er 2010/11 seine Heimat besuchte.
Indirekt sichtbar ist der Krieg auf den Farbfotos der Gruppe „Lens Young Homsi“, also die Linse, das Auge der Jungen aus Homs. Das sind 14-20jährige Jugendliche, die mit Handys und Kleinkameras die Zerstörungen in ihrer Stadt fotografieren und die Bilder ins Inernet stellen. Das begann im Frühjahr 2012 „und hat sich inzwischen zu einem Auge auf Homs für alle Syrer und die ganze Welt entwickelt“.(Katalog S.34)
Wie unterscheiden sich diese Fotos von den Bildern der Kriegsreporter, was ist ästhetischer Widerstand, im Unterschied etwa zu den Schreckensbildern aus dem Fernsehen? Zunächst gehen die jungen Leute nicht möglichst nah heran ans Kriegsgeschehen und fotografieren auch keine Toten oder Verletzten, sondern warten, bis Lärm und Rauch sich verzogen haben. Sie fotografieren Ruinen und Trümmer, haben ein Auge für anrührende Details, und die Menschen auf ihren Bildern sind meist Kinder, die wie sie sich wieder herauswagen. Entscheidend aber ist ihr unzerstörter Blick aufs Zerstörte, mit dem sie auch festhalten, was nicht kaputt ist: intakte Torbögen, ein…