Claudia Wahjudi
Hungry City
Kunstraum Kreuzberg, Berlin, 1.9. – 28.10. 2012
Selten hat das Innen des Kunstraums Kreuzberg so gut zum Außen gepasst. Vor den Fenstern der kommunalen Galerie wachsen in einem Nachbarschaftsgarten Malven, Sonnenhut, Kohlrabi und Mais. Und drinnen im Kunstraum sind Bilder von Salat, Kartoffeln, Soja und Weizen zu sehen, von Schafen, Kühen und Traktoren. „Landwirtschaft und Essen in der zeitgenössischen Kunst“ sind das Thema der Ausstellung „Hungry City“, so genannt nach der 2008 veröffentlichten Stadt- und Speisegeschichte der britischen Architektin Carolyn Steel. Es geht um Gärten in Großstädten und Felder in der Provinz. Die Kuratoren, Anne Kersten in Zusammenarbeit mit Kunstraum-Leiter Stéphane Bauer, wollen wissen, welches Bild Künstler aktuell von der Landwirtschaft schaffen, wie diese den Einfluss von Wirtschaft und Politik auf den Anbau darstellen und wann sie selbst als Landwirte tätig werden.
Dabei geht es vor allem Kersten auch um die Rehabilitierung der Provinz im metropolenfokussierten Kunstbetrieb, der in der Peripherie Rückständigkeit vermutet. Mit 20 Künstlern und Künstlergruppen aus Europa und Amerika tritt „Hungry City“ den Gegenbeweis an, und das weitgehend, ohne die Fallen des Zeitgeistes anzusteuern, ob Do-it-yourself-Trend oder neubürgerliche Landsehnsucht. Dass das große Rahmenprogramm mit Gartenführung und „Slow-Food-Geschmacksparcours“ dann doch diese Spielarten einer ja durchaus ernst zunehmenden Stimmung bedient, ist auch dem Auftrag einer kommunalen Galerie geschuldet, die für ihre Nachbarn zu sorgen hat.
In der Ausstellung jedoch geht es streng sachlich zu. Das liegt an ihrem klarem Layout, vor allem aber an der Kunst. So verankern die Kuratoren das Thema in älteren Arbeiten, die angesichts der Debatten…