Köln
Blick in die Zeit
Alter und Altern im photographischen Porträt
Photographische Sammlung / SK Stiftung Kultur der Sparkasse KölnBonn 02.03.–07.07.2024
von Sabine Elsa Müller
Zeit, vergehende Zeit, Abschied – das sind Basisthemen der Fotografie, an die sich das Nachdenken über Alter und Altern nahtlos anschließen lässt. Gerade für die dokumentarisch ausgerichtete Fotografie ist das Alter ein großes Thema. Deren Stammvater August Sander gibt mit einer kleinen Auswahl seiner Porträts von Menschen aus dem Westerwald die Richtung vor. In den wettergegerbten, wie aus Holz geschnitzten Gesichtern hat die Zeit tiefe Spuren hinterlassen. Im Vergleich zu Aufnahmen von Gleichaltrigen heute scheinen Jahrhunderte dazwischen zu liegen, dabei sind es nur drei oder vier Generationen. Fester Bestandteil des Sander’schen Blicks ist die Einbettung in das soziale Gefüge. Das hat sich zwar seitdem ebenfalls stark gewandelt, nicht jedoch in seiner Bedeutung für den Einzelnen. Wie sich bei der Betrachtung der über 170 Werke aus einer Zeitspanne von mehr als hundert Jahren in dieser Ausstellung herausstellt, bekommen gerade im Alter die sozialen Bindungen ein ganz anderes Gewicht als in jungen Jahren.
Martin Rosswog begibt sich auf eine physiognomische Spurensuche erlebter Erfahrung, indem er seinen Schwarzweißporträts jeweils einen autobiografischen Text der Dargestellten zur Seite stellt. Insgesamt umfasst sein 1983 / 84 entstandenes Projekt Rückblende. Befragung einer Generation 30 Personen mit unterschiedlichem gesellschaftlichem und beruflichem Hintergrund aus einer geografisch eng begrenzten Region und einer gemeinsamen Prägung durch zwei Weltkriege und deren Folgen. Manche der Texte bringen unerträgliches Leid zur Sprache, das, obwohl man von diesen Dingen ja weiß, man niemals in…