Mischa Kuball
Kunst als kritischer Impuls in die Gesellschaft
von Wiebke Hahn
Themen, Kontexten und Orten Sichtbarkeit verschaffen, Diskurse in neues oder anderes Licht rücken oder Handlungs- und Sinnzusammenhänge durchleuchten – das zeichnet die ortspezifischen Projekte, Performances und Projektionen im öffentlichen und institutionellen Raum von Mischa Kuball aus. Und welches Material würde sich dazu besser eignen als das Medium der Wahrnehmung selbst: Licht. Seit den 1990er Jahren entwickelt der Düsseldorfer Künstler Lichtinstallationen im internationalen Kontext. Er richtet Licht auf Architekturen, soziale Gefüge, Sachverhalte und Diskurse, wobei er es als Bedeutungsträger in einem strengen konzeptionellen Rahmen einsetzt. Immer stehen dabei konkrete gesellschaftliche, soziale, philosophische, politische und (natur)wissenschaftliche Fragestellungen im Fokus seiner künstlerischen Auseinandersetzung. Erst kürzlich rückte er mit missing link_, 2023, in der Düsseldorfer Kasernenstraße die im Jahr 1938 im Zuge der nationalsozialistischen Pogrome in Brand gesetzte Große Synagoge in den Blick der Öffentlichkeit und Politik, womit er überhaupt erst eine Öffentlichkeit schafft. Während bis dato ein schlichter Gedenkstein an den historischen Ort erinnerte, evoziert Mischa Kuball durch eine Intervention in den Stadtraum eine Situation, die als Denkmal, Mahnmal, bewusste Störung und Denkraum zugleich fungiert.
Ein Banner mit einer Umrisszeichnung der 1904 im neoromanischen Stil erbauten Synagoge zeigt an der Fassade des heute an gleicher Stelle stehenden Bürogebäudes einen Ausschnitt des einstigen Stadtbildes. Ein Lichtmast auf der gegenüberliegenden Straßenseite strahlt das Banner an und wirft zugleich einen breiten Lichtstreifen auf die Verkehrssituation dazwischen. Gleich einer Inszenierung im Theater verschafft das Licht der vom Künstler hervorgebrachten Situation einen Bühnenraum. Zugleich wirkt es als Störer, um…
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