Dresden
Revolutionary Romances?
Globale Kunstgeschichten in der DDR
SKD – Albertinum 04.11.2023–02.06.2024
von Sabine Maria Schmidt
Als die Bundeskulturstiftung 2017 das große Projekt Museum Global initiierte, um ihre Sammlungsgeschichten hinsichtlich globaler Perspektiven zu befragen, waren fünf große (west-)deutsche Museen beteiligt, ein Institut aus Ostdeutschland fehlte. Umso mehr fallen jüngst einige Ausstellungsprojekte auf, die sich der Aufarbeitung der Kunstgeschichten der DDR hinsichtlich des Verhältnisses zu den Ländern des Globalen Südens widmen. Die komplexen Beziehungsgeflechte zu den freundschaft-lich-revolutionären Bruderstaaten der DDR sind im Kontext einer umfassenderen Kunstgeschichte wenig erforscht und einer jüngeren Generation nur wenig bekannt. Das Museum der bildenden Künste in Leipzig zeigte im Sommer 2023 Re-Connect. Kunst und Kampf im Bruderland. Das Projekt nahm sich der migrantischen (Kunst-)Geschichte der DDR, dem tabuisierten Rassismus, der Situation der Vertragsarbeiter und Studentinnen an, die das Land meist wieder verlassen mussten.
Einen kuratorischen Perspektivwechsel sucht die aktuelle Ausstellung im Albertinum unter dem Motto Revolutionary Romances? mit Künstlerinnen und Künstlern aus der DDR, Chile, Kuba, Vietnam, Indien, Irak, Libyen, Mosambik und Myanmar. Die meisten Arbeiten stammen aus den 1950er-1990er Jahren. Für die Utopie einer sozialistischen Weltgemeinschaft sah es in den 1960er Jahren gar nicht so schlecht aus: kubanische Revolution, antikoloniale, afrikanische Befreiungskämpfe, westliche gescheiterte Kriege in Südostasien standen gegen die Konzepte von „Völkerfreundschaft“ und „internationaler Solidarität“ des internationalen Sozialismus. Plakate von Raúl Martínez strotzen daher nur vor revolutionärem Kampfgeist und die ehemals verfolgte jüdische Kommunistin Lea Grundig scheint ihren Kampf gegen die Faschisten nahtlos hinter Weltkrieg und Mauer weiterzuführen. Als wichtige Repräsentantin der DDR wird sie in der Ausstellung…
