München
FLATZ
Something Wrong with Physical Sculpture
Pinakothek der Moderne 09.02.–05.05.2024
von Jolanda Drexler
Der begnadete gnadenlose Provokateur FLATZ mit dem Image des testosteronstrotzenden Machos ist nun auch im Museum aufgeschlagen. Das sensationslüsterne Kunstpublikum strömte in Scharen herbei zur Ausstellungseröffnung in der Pina kothek der Moderne, bei der der Münchner Aktionskünstler (* 1952 Dornbirn) buchstäblich seine Haut zu Markte tragen (Werktitel) sollte, und zwar zwölf Körpertattoos in einer Benefizauktion von Christie’s versteigern zu lassen. Bis zum Erhalt der betreffenden präparierten und hinter Glas präsentierten Hautstücke nach dem Ableben von FLATZ sollten die Bieter*innen stellvertretend Ganzkörperfotografien erhalten. Doch ließ der Generaldirektor der Bayerischen Staatsgemälde sammlungen persönlich das Verkaufsevent mit der Begründung platzen, ein Sammler habe kurz vorher die Tattoos en bloc erworben und nun sei „Aktion statt Auktion“ angesagt. Mithin stellte sich der virile 71-jährige Künstler den tausend Gästen splitternackt zur Schau – eine drastische Geste zur Demonstration der Mechanismen des unersättlichen, unbarmherzigen Kunstmarkts und letztlich seiner Hingabe an die Kunst. Allerdings lässt sich das von FLATZ als Weltsensation angekündigte Spektakel durch einen Verweis auf den belgischen Künstler Wim Delvoye relativieren, der bereits 2008 den posthumen Verkauf des Rückentattoos des Schweizers Tim Steiner an einen deutschen Sammler inszenierte. Und generell stehen Tattoos – gemeinhin assoziiert mit kriminellem Bandentum wie Yazuka, aber auch mit den Samurai – in der zeitgenössischen Kunst hoch im Kurs.
Bei all der werbewirksamen Skandalisierung ist der / die Besucher*in dann doch überrascht von der unmittelbar packenden wie ästhetisch ansprechenden Ausstellung, die unter der präzisen und eingängigen Kuratie von Bernhart Schwenk 20…