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Titel: Mutter-schafft - I — Leben / Einführungsessay · von Larissa Kikol · S. 46 - 61
Titel: Mutter-schafft - I — Leben / Einführungsessay ,

Liebe Mutter, du Dilemma.

Vom Geniemythos, Uterusneid und warum auch der Feminismus mehr Mütter braucht. Eine kunstsoziologische Annäherung
von Larissa Kikol

Liebe Mutter, du Dilemma. Von dir wird viel gewollt, unterstellt wird dir noch mehr. Bevormunden tun dich aber nicht die Kinder, sondern die Erwachsenen: Konservative, Rechte, Linke, Feministinnen, Männer, Kinderlose, andere Mütter. Jeder meint deine Probleme und Schwächen zu durchschauen, dir erklären zu müssen, wie du dein Leben als Mutter zu gestalten hast, schlimmer noch, über dich zu urteilen. Bewertet wirst du nach vielen Kriterien, wie nach deinen angeblichen Mutter- bzw. Pflegequalitäten, nach deinen Karriereambitionen und nach deinem vermeintlich erreichten oder verpassten „Emanzipations“-Grad.

Statt des vergangenen Bildes der schönen, idealen Mutter hält sich heute das Bild der idealen, emanzipierte Mutter als eine Nicht-Mutter Mutter.

Mütter müssen sich beweisen, mehr als alle anderen, ständig und in alle Richtungen – viel Unterstützung bekommen sie dabei bis heute nicht. Hat sich in den letzten Jahrzehnten Grundlegendes für Frauen, zumindest in vielen demokratischen Ländern, verändert, nahm der Druck auf die Mütter sogar noch weiter zu. Und das von allen Seiten. Die feministische Kultur- und Diskursgeschichte sind ihnen auch keine große Hilfe, im Gegenteil, sie klammerte gerade in den letzten Jahrzehnten das Thema Mutterschaft weitestgehend aus. „Die unzulängliche Auseinandersetzung mit dem Thema Mutterschaft ist nicht nur eine Leerstelle im Themenkatalog feministischer Forschung, sondern eine grundsätzliche Schwäche des feministischen Projekts der Emanzipation“, so eine zentrale These der Politikwissenschaftlerin Marie Reusch.1 Sie fordert eine Perspektive, die Mutterschaft nicht nur als Einschränkung von Emanzipationsbegehren begreift, sondern die potentielle emanzipatorische Leitbilder und…

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