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Fragen zur Zeit · von Michael Hübl · S. 40 - 45
Fragen zur Zeit ,

Fragen zur Zeit
Wenn dem Auge fast jeder Halt entzogen ist

Massenandrang bei William Turner und Caspar David Friedrich: Worin liegt die Aktualität dieser Künstler?
Michael Hübl

Die Blockbuster sind zurück: So könnte dieser Text beginnen. Wäre da nicht das Gewaltpotenzial des Begriffs. Als ‚block-buster‘ werden nicht nur massenkompatible Kassenschlager bezeichnet, sondern auch extrem starke Bomben, deren destruktive Energieentladung ausreicht, ganze Wohnblocks zu sprengen.

Angesichts der Zerstörungen in der Ukraine und im Gaza-Streifen, im Wissen um das Leid, das mit ihnen einhergeht, fällt es schwer, die zum Allerweltswort avancierte Vokabel zu benutzen. Der Befund indes bleibt bestehen: Großevents sind wieder en vogue. Zu Beginn der 2020er-Jahre hatten Covid 19 und die Folgen Unternehmungen, die darauf zielten, Kunst im großen Stil zu vermarkten, für eine Weile ausgebremst. Seit die Pandemie als beherrschbar gilt und ihren pandämonischen Charakter verloren hat, wird wieder auf Publikumsmagnetismus gesetzt. Mit bravourösem Ergebnis: Einen Monat vor Ende der Laufzeit ihrer Jubiläumspräsentation zum 250. Geburtstag des Romantikers Caspar David Friedrich vermeldete die Hamburger Kunsthalle: „Ab sofort gibt es keine Tickets mehr. Glücklich können sich all jene Interessierte schätzen, die frühzeitig ein Ticket erworben haben …“1

Angepeilte Besucherzahl: 300.000. Ähnlich der Andrang zu TURNER. Three Horizons im Lenbach-Haus München: Dort wurden eine Woche nach der Eröffnung bereits 25.000 Besuche registriert; als am 10. März abends die Türen zur Ausstellung schlossen, lautete die Bilanz: Knapp 278.000 mal kamen Menschen in den Kunstbau unter dem Königsplatz, um die Werke des Briten zu sehen.2

Caspar David Friedrich und Joseph Mallord William Turner waren Zeitgenossen. Zwischen der Geburt…

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