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Magazin: Bücher · von Ursula Maria Probst · S. 412 - 413
Magazin: Bücher , 2003

“…but buildings can’t talk…”

Bereits der Titel des Buches “…but buildings can’t talk…” bricht mit dem Schweigen darüber, dass die Künstlerin Carola Dertnig nach dem Terroranschlag vom 11. September 2001 unter dem Eindruck der Massenberichterstattung ihrem Projekt über die Zwillingstürme des World Trade Centers skeptisch gegenüberstand. Das Projekt, das auf einem Zeichenzyklus, Fotografien, Texten und Recherchen zur Vergangenheit des World Trade Centers und von Ellis Island basiert, wurde bereits im Sommer 2001 konzipiert. Seit Mitte der 90er Jahre verfügt die Zeichen-, Video- und Performancekünstlerin Carola Dertnig über einen Zweitwohnsitz in New York, wo sie 2001 ein Atelier im Twin Tower 1 im 91. Stock erhielt. In ihrem Text ‘Ein Zimmer mit Aussicht im Finanzbezirk’ skizziert Carola Dertnig slapstickartig wie sie mit ihrem Arbeitsmaterial in der Menschenmasse zwischen dem Eingang von World Trade Center I und World Trade Center 2 stecken bleibt, hinfällt und von den Sicherheitsbeamten durchgecheckt wird. Nach Aufnahme ihrer Personaldaten bekommt sie eine ID-Karte ausgestellt mit der alle Sicherheitsschranken fallen. Bereits am ersten Tag verläuft sie sich und landet in einem aufgrund von Massenentlassungen leerstehenden dot-com Büro. Das unheimliche Gefühl, das diese leerstehenden Räume auslösen, bleibt in den Fotografien mit welchen sie ihr Buch bebildert gegenwärtig. Sie zeigen leere Gänge mit stahlverschalten Aufzügen und Markierungen, die sich vom anonymen Grau des Teppichs abheben. Carola Dertnig greift hier Facetten des Abwesenden auf: die Konferenzzimmer sind verwaist, ein Jackett ist zurückgeblieben, die Speisereste verdorrt.

Die Zerstörung des World Trade Centers scheint sich, durch den Zerfall der leerstehenden Räume von Innen anzukündigen. Wenn…

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von Ursula Maria Probst

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