Cao Fei
What is Utopia?
Ein Gespräch von Ann-Katrin Günzel
There is no utopia in any space or time, if it is ever believed to exist.
Cao Fei (*1978 in Guangzhou) lebt und arbeitet in Peking und gehört derzeit zu den international bekanntesten Multi-Media-Künstler*innen Chinas. Sie arbeitet mit Virtual-Reality-Elementen des Second Life ebenso wie mit Performance, Video und Fotografie und integriert sowohl Tanz und Popkultur als auch Installationen in ihr Werk, um aktuelle Aspekte und Veränderungen in der Gesellschaft Chinas künstlerisch zu reflektieren. 2006 gewann sie den „Chinese Contemporary Art Award“ (CCAA) als „beste junge Künstlerin“ und 2016 als „beste Künstlerin“. 2020 hatte sie in den Serpentine Galleries in London eine große Einzelausstellung. Cao Feis Arbeiten bewegen sich zwischen den utopischen und dystopischen Kräften realer und virtueller Lebensräume und scheinen dabei durch unsichere Realitäten, Fluchten und Chaos häufig ins Dystopische zu kippen, bergen dabei aber utopisches Potential. 2006 erschien ihr Video „Whose Utopia?“, in dem sie das Leben der Arbeiter*innen einer Osram-Lichtfabrik in Foshan in der Region des Pearl River Delta thematisiert. Dabei werden Wunschvorstellungen der Arbeiter*innen zu deren realen Lebensbedingungen in Beziehung gesetzt, wobei die sich daraus ergebende Diskrepanz das Utopische der individuellen Vorstellungen einer wünschens- oder lebenswerten Zukunft sichtbar werden läßt.1
Ann-Katrin Günzel: Kannst Du uns über die Idee und die Entstehung des Videos „Whose Utopia?“ etwas erzählen?
Cao Fei: Whose Utopia ist 2006 entstanden, in einer Zeit also, in der China gerade mit demselben Eifer dabei war, die eigene Wirtschaft in die Globalisierung einzubringen, wie der globale Markt das…