Utopische Lebens(t)räume
Visionen einer besseren Welt
Eine Bildstrecke von Ann-Katrin Günzel
Architektur / Lebens(t)räume – Wie und wo wollen wir leben?
Ein wesentlicher Aspekt utopischer Lebensraumentwürfe manifestiert sich in der Kunst besonders sichtbar in der Architektur. Hier entstehen zahlreiche Visionen einer besseren Welt, die heute nicht mehr nur ein ausgefallenes futuristisches Formenvokabular benutzen, sondern vor allem versuchen, nachhaltige Konzepte des Zusammenlebens zu entwerfen. Angesichts der Tatsache, dass die Probleme hinsichtlich des Wohnraums in den Städten, aber auch bezogen auf zunehmende Naturkatastrophen und die sich daraus ergebenden Landverluste und Zerstörungen von Lebensraum durch Stürme, Meeresspiegelanstieg und Dürren immer größer werden, sind Lösungen gefragt, die nicht nur zusätzlichen Lebensraum schaffen, sondern die diesen destruktiven Prozessen bestenfalls – utopisch – aktiv entgegensteuern und dabei neuen Lebensgemeinschaften Platz schaffen.
Atelier van Lieshout
2001 hatte Joep van Lieshout am Rotterdamer Hafen die rechtsfreie Stadt AVL Ville gegründet, um mit Autonomie dem herrschenden, kapitalistischen System etwas entgegenzusetzen. Diese versuchte Utopie einer alternativen Lebenswelt scheiterte allerdings an der Realität – der rechtsfreie Raum der Anarcho-Stadt, eine Insel für Kreative mit eigener Verfassung und eigener Währung, wurde von der Stadt Rotterdam innerhalb eines Jahres wieder geschlossen und die zuvor erteilte Genehmigung wieder entzogen. Utopische (und dystopische) Alternativen zur Realität, in der wir leben, entwirft das niederländische Künstlerkollektiv Atelier van Lieshout allerdings weiterhin, vor allem provokante, nicht selten in Körperformen gestaltete, begehbare Skulpturen. Bereits seit 1995 entstehen in Rotterdam im AVL aber immer wieder auch utopische Szenarien, wie z. B. der Autokrat (1995), der Ausgangspunkt für die AVL Ville war, das „ Pioneers Set“…