Berlin
The Last Museum
KW Institute for Contemporary Art 30.04.– 06.06.2021
von Claudia Wahjudi
Das ahnte im Frühjahr 1991 niemand. Eine Gruppe Kunstinteressierter nutzte eine baufällige Margarinefabrik im Zentrum des frisch vereinten Berlins als Ausstellungs- und Atelierhaus und tauften sie Kunst-Werke. Drei Jahrzehnte später gibt es die Einrichtung noch immer, jetzt KW Institute for Contemporary Art (KW) genannt, grundsaniert, mit institutioneller Förderung ausgestattet und zudem Sitz der Berlin Biennale. Und wenn die KW jetzt ihr 30-jähriges Bestehen feiern, findet eine zentrale Ausstellung der fünfmonatigen Jubiläumsreihe nicht analog, sondern im Internet statt – weil auf der Welt eine Pandemie wütet.
„The Last Museum“ handelt von Gefährdung, Verdrängung und Tod. Nadim Samman, an den KW Kurator für das neue Fachgebiet „Digitaler Raum“, hat die Teilnehmenden gebeten, an einem analogen Ort ihrer Wahl eine Skulptur oder skulpturale Intervention zu schaffen und zu filmen. Nora Al-Badri, Nicole Foreshew, Juliana Cerqueira Leite, Jakrawal Nilthamrong, Zohra Opoku und Charles Stankievech sind der Einladung gefolgt. Der Webentwickler Jules LaPlace hat ihre Aufnahmen in einheitlich gestaltete Seiten integriert, auf denen sich mittels kleiner, individuell gestalteter Tools Texte, Klänge und Bilder aktivieren lassen. Die Interaktivität hält sich in Grenzen, und das hilft Besuchenden der Seiten sehr: „The Last Museum“ entfaltet sich konzentriert wie ein Essay. In sechs Kapiteln, pro Arbeit eines, führt er von Schnee zu Feuer und über fünf Kontinente hinweg. Zentrales Thema soll ein „Kontinuum zwischen digitalem und physischen Raum“ sein. Interessanterweise rückt jedoch die zeitliche Dimension in den Vordergrund: Die meisten Beiträge lenken den Blick aus einer düsteren Zukunft…