Die Kunst des Scheiterns
Ein Glücksfall mit Zukunftsperspektive ?
von Amine Haase
„Wir versuchen, sobald wie möglich zurück zu einem Leben zu kommen, wie wir es vor Corona kannten.“ So das Versprechen der Pandemie-Manager. „Aha“ reagieren mürrisch die Gemanagten. Versprechen, Beschwörungsformel, Drohung? Wenn es nicht um kurzfristige (Impf-)Termine gehen soll, sondern um weiterreichende Perspektiven, muss man wohl fragen: Wollen wir überhaupt zurück zu einem Leben wie es vor Dezember 2019 war? Einem Leben, dessen generelle Leitlinie gnadenloser Egoismus war – und das im Großen wie im Kleinen, als politisches Programm und als persönliche Handlungsbasis. „Wirtschaftswachstum“ (im Großen) und „Selbstverwirklichung“ (im Kleinen) sind die Schlagwörter. Parolen, für die eher Ellenbogen als Hirn und Herz gefordert sind auf dem Weg zum Erfolg, dem bevorzugten, ja einzigen Ziel einer ganzen Gesellschaft sowie jedes Einzelnen. Ein Maßstab für solch Erfolge? Vor allem: Wohlstand, erkennbar wenn es geht – in den Bilanzen der Wirtschafts- und Finanz ministerien, im Wettlauf um das unentbehrlich Überflüssige eines jeden. Mit ethischen, gar moralischen Details hält man sich nicht auf. Keine Zeit im Hamsterrad.
Nun hat ein Virus das Rad zum Stillstand gebracht. Gelegenheit, durchzuatmen und zu überlegen, welches Leben wir nach der Pandemie führen wollen. Weiter so als wäre nichts gewesen? Das wird eh nicht funktionieren – wie Virologen und Ökonomen prognostizieren. Vielleicht noch mehr Dampf geben, Produktion und Konsum steigern, die Globalisierung verstärken und das Klima belasten? Oder sollten wir uns mit dem Gedanken anfreunden, dass ein Modell des Lebens, so wie es bis Dezember 2019 galt, gescheitert ist. Das könnte…