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Ausstellungen: Köln · von Martin Seidel · S. 324 - 325
Ausstellungen: Köln , 2002

MARTIN SEIDEL

Central Kunstpreis –
Ernesto Neto: humanóides

Kölnischer Kunstverein, 26.10. – 31.12.2001

Die Außenwirkung ist schon mal nicht von der Hand zu weisen. Passanten auf der Cäcilienstraße bleiben stehen, drücken sich die Nase platt, um zu sehen, was im Kölnischen Kunstverein abgeht. Eine Population cremig-weißer Kopffüßler mit zartrosa Triefnasen und Körperöffnungen hat sich dort eingenistet. Eine ganze Herde spacig softer Schlabber-Figuren, die nichts anderes sind als mit Styroporkügelchen gefüllte Polyamidschläuche. Paarweise und auch mit Baby stehen sie herum, mehr oder weniger aufrecht und blicken wie mit Zyklopenauge eher dumpf als erhaben in alle Richtungen. Das Prädikat “skurril” ist dem Kölnischen Kunstverein nicht fremd, was die Gesamtinszenierung nicht daran hindert, schön und einladend in den Spätherbst hinauszustrahlen: Der Boden ist extra geweißt, durch die Decke strömt Tageslicht, oder anheimelnd warmes Kunstlicht ergießt sich über die sich wieder einmal besonders bewährende offene Ausstellungsarchitektur der Halle.

Doch wirklich interessant wird es erst, wenn man sich den seltsamen Wesen denn auch wirklich nähert. Denn Ernesto Netos “humanóides” haben mehr zu bieten als ihre gefällige Weichheit und naiv einnehmende Knuffligkeit. Die Kunst als Augenweide, als Sehangebot ist sozusagen nur Vorspiel. Ihren Sinn und Zweck erfüllen die Figuren erst in der Nutzung. Dazu schafft Neto verschiedene Angebote. Der Griff in die Hinterteile der Figuren ist so eines, das eigentümlich zweideutige Sensation verschafft und zudem Gerüche von Lavendel beziehungsweise von Oregano zutage fördert. Aber mehr noch ist der Besucher aufgefordert, seinen Mantel an einen der eigens an die Wand genagelten Haken zu hängen und sich die durch entsprechende Schlupflöcher “zugänglichen”…

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