Raimar Stange
ClimART Change
Zur Ästhetik einer „Klimawandel-Kunst“
Einführende Überlegungen zur Ästhetik einer „Klimawandel-Kunst“ sind am Anfang des 21. Jahrhunderts aktuell und überaus brisant, aber auch fragmentarischer und nicht zuletzt persönlicher, wenn man so will von „betroffener“ Natur. Darum wurde für diese Überlegungen hier die Form eines Tagebuches gewählt.
3. März 2009:
Ich mache einen Atelierbesuch in Berlin-Mitte bei Björn Melhus. Wie immer bei ihm ein geordnetes Chaos im Studio, aber der für seine Videoinstallationen bekannte Künstler überrascht mich heute mit einem Projekt, das er gerade für die nächste Venedig Biennale plant: „99 Luftballons zur 98. Biennale di Venezia, 2099“, so der etwas umständliche Arbeitstitel der Installation, der selbstverständlich auf einen Hit von Nena anspielt. Ansonsten ist das Projekt durchaus ernstzunehmen, thematisiert es doch mit Hilfe von 99 mit Helium gefüllten Luftballons das Ansteigen des Wasserpegels der Weltmeere aufgrund des Klimawandels. Die Ballons sind im unteren Bereich blau, im oberen weiß bedruckt. Deutlich ist auch die Jahreszahl 2099 zu lesen, zudem versinkt das Logo der Venedig Biennale im besagten (Ozean-)Blau. Die Ballons sollen während der ersten Woche der Biennale in Venedig aufgehängt werden und zwar so, dass die Schnittstelle von blau und weiß auf dem Ballon exakt die Höhe des Wasserpegels in der Lagunenstadt angibt, die sie vorrausichtlich im Jahre 2099 haben wird – die Stadt wäre zwar nicht versenkt, der Mensch jedoch würde unter der Wasserlinie stehen, das Helium in den Ballons, das diese in besagter Höhe schweben lässt, zeigt die Katastrophe bereits heute an.
Das Warnen vor den Folgen des Klimawandels gewinnt bei…