Volker Albus
Klimawandel in der Werbung
Zwischen großindustriellem Ablasshandel und performativer Protestkultur
In ihren fruchtbaren Tagen bevorzugen Frauen stürmische Männer. In den unfruchtbaren sanfte. Ein kluger Mann fährt nicht in beiden Phasen das gleiche Auto.“ Auch wenn diese Aussage rein wissenschaftlich betrachtet nicht ganz haltbar erscheint, so kann man doch davon ausgehen, dass sich die junge Dame, die diese Erkenntnis im Auftrag des Autoverleihers Sixt am 25. März diesen Jahres den Lesern der FAZ vorträgt, in energetischen Fragen bestens auskennt, zumindest in denen, die im dualen Mann-und-Frau-System seit jeher eine tragende Rolle spielen. Allerdings dürfte Sixt mit einer solchen Werbung nur eine ganz spezifische Form von Energie-Bewusstsein ansprechen; die Fraktion derjenigen, die den Spritverbrauch per Taschenrechner kontrollieren und zu Hause fein säuberlich den Müll trennen, werden sich angesichts einer solchen Anmache in ihrem Feindbild vom triebgesteuerten Automacho erst recht bestätigt sehen und indigniert in den Interregio steigen. Gleichwohl, der Themenkomplex Klima/Energie/Umwelt ist längst zu einem der großen Aufmacher in der Werbung geworden und hat sich inzwischen nachhaltig als rationalistischer Gegenpol zu den mehr oder weniger auf unsere Egoismen abzielenden Illusions- und Unterhaltungsszenarien wie Jugend und Schönheit, Ruhm und Reichtum oder Humor und Verblüffung positioniert. Ein Wunder ist das nicht, stehen doch die sichtbaren katastrophalen Folgen des Klimawandels in groteskem Widerspruch zur permanent behaupteten „Reduzierung“ und „Vermeidung“ dem Klima abträglicher Schadstoffe. Fast könnte man von einer Art öffentlichem Großpalaver sprechen: auf der einen Seite diejenigen, die lediglich von den Vorgängen berichten, die tatsächlich eingetreten sind oder in absehbarer Zukunft eintreten werden – im…