Matthias Böttger
Garden Without Us
Der Bezug des Menschen zu Orten und durch Orte zu Räumen beruht im Wohnen.“1 In „Bauen-Wohnen-Denken“ definiert Martin Heidegger den Aufenthalt der Sterblichen auf Erden durch das Wohnen: Menschen bauen Häuser, Städte, legen Gärten an, kultivieren Land, aber es geht weit über diese physischen Maßnahmen des Bauens hinaus. Heidegger interessiert die im Wohnen enthaltene kulturelle Aneignung, die nur durch Denken und Dichten, durch Kunst, das Sein auf der Erde verarbeiten kann. Sein Vortrag von 1951 war noch von der Wohnungsnot der Nachkriegsjahre geprägt. Angesicht des durch menschlichen Einfluss veränderten Klimas muss man die Beziehung des Menschen zum Raum, zum Ort und zum Sein neu betrachten und entdeckt bei Heidegger eine erschreckende Aktualität. Im vorliegenden Text wird die Frage gestellt, welche Spuren dieser Aneignungsprozess hinterlässt. Was würde eigentlich passieren, wenn die Menschen nicht mehr da wären?
Solitude
Hinter Schloss Solitude bei Stuttgart lag einer der größten Barockgärten Europas. Es ist nicht mehr viel davon übriggeblieben. Karl Eugen von Württemberg hat Solitude nur sehr kurz genutzt und gepflegt. Errichtet von 1763–67 waren das Schloss und der Garten nur wenige Jahre Mittelpunkt des höfischen Lebens. Schon ab 1772 lag das Hauptaugenmerk auf andere Schlösser und 1782 wurde anlässlich eines Besuches des russischen Großfürsten und späteren Zaren Paul I., das letzte große Fest gefeiert. Karl Eugen hat auf Schloss Solitude im Sommer ein recht ausschweifendes Leben geführt und die finanziellen Ressourcen Württembergs überfordert. Selbst der absolutistische Hedonismus hatte hier seine Grenzen gefunden und der Herzog musste wieder in Stuttgart Residenz nehmen.
Was passierte…