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Monografie · von Annelie Pohlen · S. 232 - 247
Monografie , 2009

Annelie Pohlen
Marlene Dumas

Schillernde Models und müde Musen oder wie die Malerei den Blick in Verlegenheit bringt.

Unpretty Pictures“ betitelt Peter Schjeldahl seine Eloge auf „Measuring your own Grave“ im MOMA 2008.1 Das Bild, das der Ausstellung den Namen gibt, ist nicht nur nicht ‚pretty’, es zählt zu den spröden, nahezu abstrakten Kompositionen einer Künstlerin, die der flachen Welt malend und zeichnend einen Kosmos vorführt, dessen ‚Zuwanderer’ sich vermehren und nicht scheuen, die banalsten Seiten ihrer Herkunft und die vielfach gebrochenen Seiten ihrer bloßen Existenz vorzuführen. Seitlich ausgestreckte Arme einer nach vorn gebeugten Figur trennen die tiefschwarz erscheinende obere von der grau-weißlich vermalten unteren Bildhälfte, die ihrerseits durch die ins Nichts baumelnden schwarzen Beine zerteilt wird. Der Hinterkopf fügt sich wie eine schwarze Scheibe zwischen die Flächen. Die Figur lässt nicht erkennen, worauf sie sitzt und was sie vermessen könnte. Ginge es um ein Grab, dann stünden die Lichtverhältnisse auf dem Kopf, ginge es um die Leinwand, dann wäre es eine in vielen Farbschichten vibrierende Komposition, deren subtile Strenge einfach schön ist. Nun tendiert ‚pretty’ eher zum harmlosen Hübschen, mithin zu einer Bildvorstellung, die Marlene Dumas noch zu keinem Zeitpunkt bedient hat.

„Het kwaad is banaal“, 1984, ist ein in flirrenden Farben strahlendes Selbstporträt. Die Anspielung auf Hannah Arendts in den Worten von der „Banalität des Bösen“ kondensiertes Erschrecken über Eichmann, einen Mörder, der sich als Rädchen im großen bürokratischen Apparat jeder persönlichen Verantwortung entzieht, trifft im Kern Dumas’ auch biografisch inspirierte Reflexionen im künstlerischen Prozess.

Als die 1953 in Südafrika geborene…


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