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Titel: Existenz am Limit · von Vera Tollmann · S. 116 - 131
Titel: Existenz am Limit , 2009

Vera Tollmann
Ökoguerrilla

Umdenken, Klima retten …

In der Geschichte des Umweltprotests gab es immer konkrete Anliegen, für die gekämpft wurde. Anfang des 20. Jahrhunderts war es der Vogelschutz, in den 1980er Jahren das Waldsterben. Heute, im Zusammenhang mit dem Klimawandel, richtet sich der konkrete Aktivismus gegen gesellschaftliche Angewohnheiten wie Autofahren oder Fliegen und gegen technologische Lösungen wie den Emissionshandel. Der Schutz der Umwelt ist dabei auch ein Thema, er ist aber in der Argumentation in den Hintergrund gerückt. Denn Aktivismus richtet sich gegenwärtig mehr gegen die Ursachen.

Wer sind die Aktivisten? Es gibt diejenigen, die vom Marketing und diejenigen, die von der Umweltbewegung gelernt haben. „Öko sein“ ist unter dem Namen Lohas zum Lifestyle geworden, kann konsumiert werden. Umweltschutz gibt es nun in allen möglichen Abstufungen. Die zu erkennen, darin besteht die Schwierigkeit der Gegenwart. Die aktuellen Schlagworte im Kontext Klimawandel sind so gängig und ideologiefrei, dass sich falsche Freunde darunter mischen. Am unverschämtesten trat die deutsche Atomlobby 2008 mit ihrer euphemistischen Werbekampagne „Klimaschützer der Woche“ auf. Jeweils ein anderes deutsches Atomkraftwerk wurde inmitten idyllischer Natur verharmlosend abgebildet. So viel Negation von Realität traute sich sonst kein Unternehmerverband. Etwa zeitgleich bewies eine Studie,1 dass Kinder, die in der Nähe von Atomkraftwerken aufwachsen, mit einem erhöhten Krebsrisiko leben.

Aber auch in eine positivere Richtung fand der Aktivismus neue Vertreter: Die Rede ist von der Brat Pitt-Aktion mit dem generischen Markennamen „Make it Right. NOLA“. Im Lower 9th Ward, dem Quartier in New Orleans, das zum Inbegriff des Katrina-Opfers wurde, baut das Modellprojekt Häuser „ökologisch…


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