Kunstforum-Gespräche · von Ronald Berg
Kunstforum-Gespräche , 2009

In den Museen müssen andere Einsichten und Erkenntnisse möglich sein

Michael Fehr im Gespräch mit Ronald Berg

Michael Fehr, seit 2005 Professor und Direktor des Instituts für Kunst im Kontext an der Universität der Künste Berlin, befaßt sich hier im Rahmen der Künstlerweiterbildung mit museologischen Fragen. Zahlreiche Bücher und Texte von Fehr befassen sich mit der Rolle des Museums und sparen mitunter auch nicht an Kritik an der gegenwärtigen Museumspraxis. Fehr war von 1987 bis 2005 selbst Museumsdirektor am Karl Ernst Osthaus-Museum in Hagen und ist seit 2003 Vorsitzender des Werkbundarchiv e.V., Berlin. Hier im Museum der Dinge, wie es auch heißt, hat Fehr auch als Ausstellungskurtor bereits wieder alternative museale Konzepte erprobt, so 2008 mit Entwürfen von zwölf Künstlern in einer sogenannten „Museumsbauhütte“, die die Institution des Museums in Form und Inhalt reflektierte. Ähnlich im Ansatz arbeitete Fehr schon in Hagen.

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Ronald Berg Wie kam es dazu, dass es heute Museen gibt? Historisch ist das Museum eine Erscheinung der bürgerlichen Gesellschaft. Aber der Begriff ist ja älter.

Michael Fehr: Das Museum hat, als Format gesehen, unterschiedliche Wurzeln: Wenn man im antiken Museion, also dem Tanzplatz der Musen, den einen, den performativen Ursprungsmythos des Museums erkennen kann und in der Erzählung von Noah und seiner Arche den anderen, den wissenschaftlichen, so lässt sich anhand des Moments der babylonischen Sprachverwirrung ein weiteres mythisches Motiv gewinnen, das die Gestalt des Museums bestimmt: dies ist Mehrdeutigkeit, in der im Museum im Unterschied zu lebenspraktischen Umständen alle Dinge erscheinen. Historisch durchgesetzt hat sich vor allem seine Funktion…

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