Michael Hauffen
Allora & Calzadilla
»Compass«
Temporäre Kunsthalle Berlin, 11.7. – 6.9.2009
Die temporäre Kunsthalle zeigt sich quasi nackt: Der Eintritt ist frei und im einzigen großen Raum des blau-weißen Containers gibt es außer den Wänden nichts zu sehen. Die tief abgehängte Decke aus quadratischen Holzplatten als ändert daran auch wenig. Und die Leere des Raumes scheint sie nur umso mehr auszudehnen. Sollte damit schon alles gesagt sein?
Schließlich befindet sich der Container gleich neben dem Ort, an dem erst vor kurzem der „Palast der Republik“ endgültig entfernt wurde, und eine ähnliche Leere hinterlassen hat. Mit diesem Vorgang setzt sich die Videoarbeit „How To Appear Invisible“ von 2008 auseinander, die für eine andere Ausstellung des Künstlerduos Allora & Caldazilla (im Haus Esters) produziert wurde, und die hier in einem Nebenraum nochmals gezeigt wird. Die Aufnahmen wurden während der letzten Abrissphase gemacht und zeigen zwischen pathetisch ruhigen Bildern der ruinenhaften Reste des ehemaligen „Palastes“ einen streunenden Schäferhund, der in der ansonsten nur von gigantischen Abrissgeräten bevölkerten Umgebung die Position des einsamen Subjekts einnimmt. Eine große trichterförmige Halsbinde mit dem Werbeaufdruck einer amerikanischen Fast-Food-Kette hindert ihn daran, seinen natürlichen Bedürfnissen freien Lauf zu lassen, und so scheint er dazu verurteilt, als behinderter Betrachter am Geschehen teilzunehmen. Entsprechend melancholisch schwenkt die Kamera über die letzten monumentalen Fragmente einer vergangenen Ära und registriert mit absoluter Hingabe die letzten Phasen ihres unausweichlichen Verschwindens. Der Titel der Ausstellung „Compass“, was sich auch mit „Zirkel“ übersetzen lässt, verweist zudem auf ein Element des dort ehemals angebrachten Wappens der DDR, beziehungsweise…