Renate Puvogel
Cordula Güdemann
Galerie Carla Stützer, 15.1 .-27.2.1988
Cordula Güdemann wartet in der Ausstellung mit einer Reihe von Gemälden und Gouachen auf, in denen sie zwei Themen umkreist: die großen Männer in der Landschaft und die Wälder. Als hätten sie nichts miteinander zu tun, stammten gar von zwei Künstlern, herrscht auf den Männer-Bildern die weite, graue Ödnis, während die Wald-Szenen randvoll zugestellt sind mit weitgehend unentziffer- und unentwirrbaren farbigen Formengebilden. Dennoch handeln alle Arbeiten von einer Unmäßigkeit einer geistigen und physischen Gefräßigkeit, welche den Betrachter gleichzeitig belustigt und betroffen macht und die lediglich in und durch die Bildgestaltung ins Lot gebracht wird. Die Malerin schraubt in ihrer Schilderung und in der konzentrierten, disziplinierten malerischen Setzung Abnormitäten lakonisch auf eine angebliche Normalität herunter, ganz so, wie es auch fortdauernd in der Welt um sie herum geschieht Das Absurde haust mitten im Gewöhnlichen. Güdemann tritt nicht als Sozialkritikerin mit erhobenem Zeigfinger auf, sondern verarbeitet Beobachtungen und Erfahrungen mit wachem Spürsinn; ihre Skepsis weiß sie hinter einer gehörigen Portion Witz und Ironie zu verbergen.
Da stapfen unförmige Riesengestalten selbstbewußt fürbaß, ihr Gehirn scheint vom zu klein geratenen Kopf in aufgeplusterte Anzüge und schwere Aktenkoffer gerutscht zu sein. In den jüngsten Varianten dieser Bilderfindung, die Güdemann 1985 während ihres Stipendienaufenthaltes in der Villa Romana entwickelte, sind die “Herren der Welt” zu grauen Statuen gefroren. Noch auf dem fleischfarbenen Sockel – die Basis ist also lebendiger als die Person – schreiten die Männer aus und sind, köpf- oder fußlos sogar, nicht unterzukriegen (“Menhire”, 1987). In den vorangehenden…