Urs Meile
Das Wesen der Herkunft
Eine Art Landschaftsgärtner
Ein Gespräch von Heinz-Norbert Jocks
Urs Meile, 1954 in Luzern geboren, ist einer der ersten Galeristen, die China als weites Land der zeitgenössischen Künste für sich entdeckte und schließlich, 2006, in Peking eine Galerie eröffnete. Mit einem Artist-in-Residence-Programm fördert die Galerie den Kulturaustausch, Ideen und Diskurse zwischen Künstlern aus dem Westen und der chinesischen Öffentlichkeit. Über seine Erfahrungen unterhielt sich mit ihm Heinz-Norbert Jocks in Peking.
H.-N.J.: Woher kommt Ihre Lust auf China?
U.M.: Nach China brach ich auf, nachdem ich 1992 meine Galerie in der Schweiz eröffnet hatte. Es war mein langjähriger Freund Uli Sigg, der mich 1995 dazu ermunterte. Wie er als Quereinsteiger Botschafter in Peking wurde, rief er mich eines Tages mit den Worten an: „Ich habe hier ein Zimmer für dich, einen Fahrer, einfach alles, was du brauchst. Komme hierher, denn hier machen sie auch Kunst.“ So besuchte ich ihn zum ersten Mal. Dreimal im Jahr reisten wir dann zwei bis drei Wochen zusammen durchs Land, um Kunst in Hunderten von Studios anzuschauen, was ausgesprochen spannend und abwechslungsreich war, weil uns immer wieder etwas Neues und Unverhofftes erwartete. Nach zwei Jahren, als ich mir absolut sicher war, dass dort genügend Potential schlummerte, zeigte ich in Luzern die erste Gruppenausstellung mit zeitgenössischer Kunst aus China.
Welche Erfahrungen machten Sie im Land der Mitte?
Weil die Studios der Künstler schwer zu finden waren, geriet eine einfache Taxifahrt zum kleinen Abenteuer. Und wenn wir eine Akademie besuchten, so kamen wir da nie vor 12 Uhr Mitternacht…