Li Dafang
Die Schatten der Erinnerung
Ein Gespräch von Heinz-Norbert Jocks
Li Dafang, 1971 in Shenyang geboren und heute in Peking lebend, sucht als Maler am liebsten unwirtliche Orte auf, wo sich die Grenzen zwischen Fiktion und Realität auflösen. Wenn er vor 2005 eher bedrohliche oder von Gewalt geprägte Alltagsszenen einfing, so sind es danach eher mysteriöse Landschaften und in letzter Zeit die kurz vor dem Abbruch stehende Fabrikgelände mit schweren Maschinen und Gerätschaften. Die Zeitebenen sind bei Li Dafang so verflochten wie in den Romanen, die von einer Suche nach der verlorenen Zeit handeln oder diese evozieren. Mit dem Künstler traf sich Heinz-Norbert Jocks in der Galerie Urs Meile in Peking einige Stunden vor Eröffnung seiner Soloausstellung im Oktober letzten Jahres
H.-N.J.: Malen scheint in deinem Fall sehr existentiell zu sein!
L.D.: Das stimmt. Es hat auch mit den familiären Bedingungen zu tun. Es ist so einfach wie billig: Du greifst zum Stift und beginnst zu malen. Hätte ich als kleiner Junge Filme gesehen, so wäre ich bestimmt Filmregisseur geworden. Im übrigen kümmere ich mich wenig darum, ob meine Arbeiten Kunst, ob sie zu künstlich sind oder ob sie etwa gar nichts mit Kunst zu tun haben. Für mich geht es um das mithilfe einer Methode vollzogene Experiment. Es kann sein, dass dieses endlos ist oder nach immer neuen Methoden verlangt. Dabei wird das Konzeptionelle nicht im Voraus geplant, sondern erst durch die Methode initiiert. Oft ist es so, dass ein Bild ein Modell hat. Zum Beispiel bezieht sich das Bild „Pförtnerloge“…