Pi Li
Ein Ort des Andersdenkens
Die Universal Studios, Peking
Ein Gespräch von Heinz-Norbert Jocks
Weder Pi Li, 33, mit dem sich Heinz-Norbert Jocks in Peking traf, noch Waling Boers, der ehemalige Betreiber des Kunstraums „Büro Friedrich“ in Berlin, verstehen sich als typische Galeristen. Was sie vor drei Jahren in China aufgezogen haben, ist mehr ein unabhängiges Ausstellungsforum als eine dem Verkauf dienende Galerie im herkömmlichen Sinne. Als Waling Boers 2000 zum ersten Mal nach Peking kam, glaubte er, in der dortigen Off-Kunstszene einen ähnlichen Mechanismus wie in Berlin um die Mitte der 1990er Jahre zu entdecken. „Die Künstler, Galeristen und Kuratoren“, sagt er, „verwendeten alle Energie darauf, die soziale und politische Umbruchsituation produktiv in ihrer Arbeit umzusetzen. Die offiziellen Institutionen tun sich viel schwerer damit, neue Ziele für ihre Tätigkeitsfelder zu formulieren. Es gibt in beiden Städten innovative neue Kunstprojekte, die sich nicht durch die Schwerfälligkeit öffentlicher Förderung behindern lassen.“ Dadurch motiviert, etwas ganz Neues zu wagen, schloss er sich mit dem chinesischen Kurator und Produzenten Pi Li, dem Gründer der „Universal Studios“, zusammen. Die Fabrikhalle liegt abseits des Distrikts 798 und nicht weit entfernt von der Galerie Meile. Dieses Abseits ist tatsächlich Programm. Geht es doch darum, in einem China, das wie eine Kulturindustrie funktioniert, ein exterritoriales Feld jenseits von öffentlichen Institutionen und kommerziellen Galerien zu schaffen, in dem zeitgenössische Kunst sich auch unabhängig vom Markt entfalten kann. Die von internationalen Sponsoren getragenen, 13.000 quadratmetergroßen „Universal Studios“ alias Boers-Li Gallery verstehen sich als Non-Profit-Ausstellungsraum sowie als kunsttheoretische Werkstatt. Um zu…