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Titel: Künstler in Peking · von Heinz-Norbert Jocks · S. 272 - 273
Titel: Künstler in Peking , 2008

Heinz-Norbert Jocks
Lu Hao

Pekinger Tatorte: Ein Atelierrundgang

Vor dem Hintergrund, dass Lu Hao einer später verarmten Adelsfamilie entstammt, erweist sich seine Form der künstlerischen Rekonstruktion des Alten Peking als kritische Reaktion auf den Zeitenwandel mit all seinen Verlusten. 1969 in Chinas Hauptstadt geboren, sieht er sich als ein Nachfolger der das letzte Kaiserhaus der Qing-Dynastie begründenden Mandschuren, als deren kulturelle Errungenschaft das Malen von Blumen, Vögeln, Fischen und Insekten gelten kann. „Meine Familie gehörte zum Adel, so dass der Adelstitel von Generation zu Generation weitergegeben wurde. Ich wurde großgezogen von der Großmutter meines Vaters, die eine hochrespektierte Persönlichkeit in der aus vier Generationen bestehenden Familie war. Bis zur Generation der Großeltern wurden noch viele Mandschu-Sitten und Riten praktiziert. Da war nicht nur festgelegt, wie man sich gegenüber Verwandten zu verhalten hat, sondern auch, wie die jüngere Generation die ältere anspricht. In der Kulturrevolution verschwand das alles.“

Lu Hao, der in jungen Jahren die traditionelle Malerei für sich entdeckte und auch lernte, fertigte zwischen 1997 und 1999 mit „Bannermann“- Elementen wie Blumen Vogel, Goldfisch und Grille verzierte Plexiglasmodelle von repräsentativen, um den Tiananmen Platz herum errichteten Gebäuden an. Im Jahr 2000 entwarf er ein 73 Quadtratmetergroßes Modell seiner Geburtsstadt. Um dieses aufwändige Projekt mithilfe von Holz und Plexiglas zu realisieren, ließ er von Studenten viele Gebäude im Stadtzentrum vermessen. Dieser dreidimensionale Nachbau stimmt allerdings keineswegs bis ins Detail mit dem Original überein. Als sei es ihm darum gegangen, das orthogonale Raster der kompletten Stadtanlage stärker hervorzukehren, lässt er die nördliche Grenze…


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von Heinz-Norbert Jocks

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