Christian Huther
Die 80er
»Figurative Malerei in der BRD«
Städel, Frankfurt/Main, 22.7. – 18.10.2015
Diese Ausstellung steckt voller Tücken, denn der Betrachter tappt unentwegt von einer Falle in die andere. Etwa das graubraune Bild eines just in die Lüfte aufsteigenden Hubschraubers, bei dem jeder sofort an einen militärischen Einsatz denkt. Aber der Bildtitel gibt eine andere Richtung vor: „Kampf dem gemeinen Rebrüssler“ heißt es da – also nur ein Sprüheinsatz gegen die Schädlinge der Weinreben, denkt man beruhigt. Freilich tappt der Betrachter damit gleich zum zweiten Mal in die Bedeutungs- oder Botschaftsfalle, denn der gemeine Rebrüssler existiert überhaupt nicht.
Das im Jahr 1980 entstandene Bild widersetzt sich jeglicher Interpretation oder verspottet diese sogar, und darüber freut sich Albert Oehlen noch heute. Eindeutige Botschaften gibt es nicht, so Oehlens Botschaft. Viel wichtiger ist ihm die gezielte Irritation des Betrachters. Entscheidend ist folglich, was das Bild im Kopf des Betrachters anrichtet, denn dahinter steckt die Frage, was ein Gemälde leisten kann. Ein drängendes Problem vor rund 35 Jahren, Ende der 70er, Anfang der 80er, als die kopflastigen Strömungen der Konzeptkunst und Minimal-Art schon seit geraumer Zeit den Ton angaben.
Doch innerhalb kürzester Zeit wurde der Kunstbetrieb gehörig durcheinandergewirbelt; fortan dominierte die kraftvolle und dynamische Malerei. Die „Neuen Wilden“ waren geboren und sorgten mit ihren absichtlich hingeschluderten Bildern für internationale Furore, aber auch für helle Aufregung über die neo-expressive Malweise auf riesigen Leinwänden. „Ein neuartiger, vielleicht auch nonchalanter Umgang mit Malerei“, befindet Max Hollein heute, der Direktor des Frankfurter Städelmuseums. Sein Haus blickt jetzt auf diese Zeit…