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Ausstellungen: Hamburg · von Rainer Unruh · S. 372 - 372
Ausstellungen: Hamburg , 1999

Rainer Unruh
Enzo Cucchi

»Berge, Menschen, Licht – Gemälde und Zeichnungen 1995-1999«
Deichtorhallen, Hamburg, 11.6. – 12.9.1999

Links die Werbung für Diät-Margarine, rechts die Reklame für saugfeste Windeln und mittendrin, auf einem der in diesem Sommer in Hamburg unübersehbaren, vom Literaturhaus initiierten Poesie-Plakate die Frage aller Fragen: “Was brütet das alte Werden unter den sterbenden Flügeln vor?” Gottfried Benn, der Dichter, hat sie 1936 gestellt. Sie hätte auch von Enzo Cucchi formuliert werden können, dem Maler, in dessen Bildern immer wieder die Erinnerung an antike Mythen aufblitzt.

Rund 70, zum Teil großformatige Gemälde und 44, auf zwei Kabinette verteilte Zeichnungen bildeten das Anschauungsmaterial, um die Entwicklung des Künstlers von 1995 bis 1999 nachzuvollziehen. Die Götter sind, das wusste Benn, das weiß Cucchi, auch nicht mehr das, was sie einmal waren. In “Dei mutati”, einem Bild von 1998/99, liegt die zersprungene Statue eines Olympiers auf einem braunen Weg, der zwischen hoch aufragenden Bergen verläuft. Der Maler, 1950 in Morro d’Alba bei Ancona geboren, bleibt seinen Motiven treu. Die in der Landschaft verstreuten membra disiecta, zumeist Füße, sind alte Bekannte, desgleichen die Totenschädel und Gebirgszüge, die seltsam unbewegten Antlitze und die scheinbar nie zur Ruhe kommenden Wölfe und Hündinnen. Cucchis Ikonographie birgt wenig Überraschungen.

Neu ist dagegen die Art, wie der Künstler elektrisches Licht in seine Gemälde integriert. Entweder lässt er aus der Leinwand ausgestanzte Formen durch farbige Neonröhren von hinten ausleuchten oder er appliziert eine Kette von weißen Glühbirnen direkt auf der Bildoberfläche. Cucchis Licht ist ein Licht, das die Dinge entrückt. Je klarer es…



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