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Titel: Das Gequälte Quadrat · S. 154 - 161
Titel: Das Gequälte Quadrat , 1990

Michael Hübl
Fluchtpunkt Farbfeld ?

Fluchtpunkt Farbfeld?” – die in ihrem räumlichen Mißverhältnis paradoxe Frage führt in die Irre. Sie bezieht sich auf die monochrome Malerei und die Fährnisse, denen sie durch ein gesteigertes Interesse ausgesetzt ist. Eine Problematik, deren Erörterung lediglich einen Teil dieses Textes ausmacht. Vorrangig geht es in ihm um die formale Selbstbeschränkung, die gegenwärtig das Bild der Kunst bestimmt, wobei der konkreten Kunst, ihrer Stellung heute und in der Zukunft, ein besonderes Augenmerk gilt. Bei zwei Begriffen soll vorab ihr Bedeutungsumfang offengelegt werden. Der Terminus “Konkrete Kunst” wird in seiner strikten historischen Definition verwandt. Der von den unterschiedlichsten Konnotaten schillernde Begriff “Postmoderne” ist hier weniger im Sinne eines Danach, als Folge einer abgeschlossenen Entwicklung, zu verstehen denn als Wiederaufgreifen längst nicht vollendeter Entwürfe, Utopien. Da die aktuellen Tendenzen der geometrischen Einfachheit, der disziplinierten Selbstbeschränkung, der Minimalisierung und Reduzierung keineswegs immer kongruent sind mit der eigentlich konkreten Kunst, ist es erforderlich, die Varianten und Veränderungen zu beschreiben, empfiehlt sich aber auch ein Rückblick in die jüngste Geschichte der Gegenwartskunst.

II.

Als die Kunst so richtig schön für alle da war, steckte sie in einer tiefen Krise. Wir schreiben die Zeit der Neuen Wilden, ein von Anfang an umstrittener Begriff, der inzwischen durch das dezentere “Neoexpressionismus” ersetzt wurde. Der Name der Krise lautete Gefälligkeit: Die Malerei, die sich allenthalben Bahn brach, war bunt und betont spontan – zumindest in den Ausführungen, die am heftigsten popularisiert und populär wurden. Nicht ohne Grund klagten Kunsttheoretiker bald über schwammige Klitterungen: Ob Markus Lüpertz oder…


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