Man läuft ständig umher im imaginären Museum…
EIN GESPRÄCH MIT HEINZ THIEL
Am 15. September hat Lucebert seinen 65. Geburtstag gefeiert. 1924 in Amsterdam geboren, gehörte er als Schriftsteller der wichtigsten internationalen Nachkriegs-Künstlergruppe COBRA (1948-52) an. Durch eine erste Ausstellung von Zeichnungen 1948 kommt er in Kontakt mit gleichaltrigen niederländischen Malern, die sich “Experimentele Groep” nennen und zu den späteren COBRA-Gründern gehören (Appel, Constant, Corneille). 1951 erscheint Luceberts erster Gedichtband, 1952 zieht er nach Bergen, wo er heute noch lebt. 1954 erhält er den Lyrikpreis der Stadt Amsterdam und begegnet Brecht, der ihn nach Berlin einlädt. Die erste Einzelausstellung findet 1958 in einer Harlemer Galerie statt. Ein Jahr später ist er auf der documenta II in Kassel vertreten.
Seit 1965 ist er regelmäßig mehrere Monate in seinem Atelier in Alicante/Spanien.
Das literarische Ouvre von Lucebert umfaßt 13 Lyrik-Bände. Seine Gedichte sind in mehr als 10 Sprachen übersetzt. 1985 stellt das Stedelijk-Museum seinen Lucebert-Gesamtbesitz aus. 1988/89 gab es Einzelausstellungen in Winterthur, Freiburg Br., Oldenburg, Innsbruck, Gent, Kopenhagen, Helsinki, Kiel und Bochum (Museum 16.09.-29.10.89). Das Gespräch wurde in deutsch geführt.
*
H.T.: Lucebert, Sie haben im vergangenen Jahr ein Oratorium geschrieben…
L.: …im Auftrag, der Stadt Amsterdam.
H.T.: Gibt es eine Grundidee?
L.: Ganz oberflächlich gesagt: der Mensch im technischen Zeitalter.
Es ist eigentlich eine Golem-Geschichte. Die Figuren sind Gläubige, Ungläubige und Durchschnittsleute, die einen Weg aus ihren Problemen und Sorgen suchen. Eine Hexe und ein Zauberer beraten sie. Hexe und Zauberer versuchen, eine Figur zu bilden, durch die die Menschen ihren Weg der Erlösung von allen Problemen und Sorgen dieser Zeit…