Gerhard Richter:
Abstrakte Bilder 1976-1981
Kunsthalle Bielefeld
Erster Eindruck: “Was ihr könnt, kann ich schon lange!” Ein Stockwerk voll knallbunter Bilder – Farbe, wie die Faust aufs Auge, fingerdick und kreuz und quer, lauthals und grell, als gäbe es den Neuen Geist in der Malerei tatsächlich. Doch alles halb so wild; bei Gerhard Richter sieht nur so aus, was so gar nicht gemeint ist. Auch heute ist seine Malerei weder schlampig noch von jener unreflektierten Subjektivität wie das, was derzeit schon im Ausland unter “neuem deutschen Chic” kursiert. Richters Chaos ist berechnet. Die Farbe türmt sich auf jenem säuberlich vertriebenen Grund, dessen handwerklicher Glätte sie ins Gesicht schlägt. Es sind gewalttätige Bilder. Eine Gewalt, die sie gegen sich selbst richten.
Unvereinbarkeit, jede Vermeidung einer Annäherung, ist das Motiv dieser Malerei. Gerhard Richter dazu: “Malerei ist die Schaffung einer Analogie zum Unanschaulichen und Unverständlichen, das auf diese Weise Gestalt annehmen und verfügbar werden soll. Deshalb sind gute Bilder auch unverständlich. Unverständlichkeit zu schaffen, schließt gänzlich aus, irgendeinen Quatsch zu machen, denn irgendein Quatsch ist immer verständlich. ,Nicht verständlich’ ist einmal ,nicht verbrauchbar’, also wesentlich, zum anderen meint es Analogie zu dem, was grundsätzlich über unser Verständnis hinausgeht, auf das wir mit unserem Verständnis schließen können.” Es müssen demnach wohl immer gute Bilder gewesen sein, mit denen Gerhard Richter einen Haken um jede eindeutige Interpretation geschlagen hat. Dieses künstlerische Dribbling und am Ball bleiben wird in Bielefeld mit einer mehr willkürlichen als schlüssigen Ergänzung aus früheren Werkabschnitten belegt.
Bei seiner malerischen Reflexion über Vor- und Abbilder…