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Ausstellungen: Regensburg · von Irma Schlagheck · S. 195 - 196
Ausstellungen: Regensburg , 1982

Stephan Kern, Bill Woodrow

Galerie Wittenbrink, Regensburg

Eine Autotür hoch an der Wand, eine zweite am Boden, im Winkel dazwischen ein Maschinengewehr, vielmehr dessen Attrappe, die jeweils /ur Hälfte in einem Zug aus dem Karosserieblech beider Türen geschnitten ist. Ein aggressives Stück Kunst, hart, scharfkantig, von alltagstrister Schmutzfarbigkeit.

Das Fahrzeug, über den schlichten Beförderungszweck hinaus oft genug Instrument für Triebabfuhr und brutale Durchsetzungsstrategien, Statusabzeichen und Tötungsmaschine in einem, läßt wie selbstverständlich aus seinen verrottenden Einzelteilen sich die Mordwaffe entfalten. Attentate geschehen heute meist im Zusammenspiel mit Autos. Es sind die täglichen Nachrichten aus Irland, auf die Bill Woodrow mit dieser Arbeit (Zwei blaue Autotüren, 1981) reagiert. Er selbst empfindet sie nicht einmal als besonders aggressiv, versteht sie auch nicht als kritischen Kommentar /ur Wirklichkeit, sondern als seine persönliche Antwort auf die Ereignisse.

Überdies beschäftigt ihn die Ästhetik der Waffe, die Übereinstimmung von Form und Funktion bei Gebrauchsmaschinen aller Art. Nur daß er sich nicht an Gebrauchsanweisung und Bedienungsvorschrift hält. Der total zerbeulte Staubsauger scheint mit dem Hammer zerschlagen worden zu sein, den Bill Woodrow exakt aus dem Staubsaugerblech ausgeschnitten hat. Aus einem Kinderdreirad schält sich ein Spielzeugpanzer, aus einer Autotür schwingt sich eine Fledermaus. Bill Woodrow hat unlängst sein Faible fürs Tier entdeckt, das als Motiv in der Kunst gerade so ungewöhnlich ist wie als Lebewesen im standardisierten Haushalt. Das rot bemalte Eichhörnchen, das an der Waschmaschine lauert, sieht so nervös bissig aus wie sein negatives Schnittmuster im Blech, aus dem es herausgeklappt worden ist, vehement im Ansprung, als stecke die Vitalität des ungezähmten…

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