Heinz-Norbert Jocks
Ich ist etwas Anderes
»Kunst am Ende des 20. Jahrhunderts«
Kunstsammlung NRW, Düsseldorf, 19.2. – 18.6.2000
Das Schlimmste, das eintreten könnte, wäre, wenn die Verlockung von Cyberspace eines Tages obsiegte und mit dem Körper auch jede Restvorstellung vom Ich verschwände. Im Grunde ist die in der Düsseldorfer Kunstsammlung NRW auf drei Etagen groß inszenierte Ausstellung Ich ist etwas Anderes frei nach Arthur Rimbaud, – übrigens im Rahmen von Global Art Rheinland 2000 ganz sicher die beste –, eine Art traurige Bilanz, ja ein einziges Erfragen von Subjektivität am Ende des 20. Jahrhunderts.
Ausgehend von den Erfahrungen der durch die Postmoderne bloß nachträglich bestätigten Moderne, wonach das Ich niemals ein ganzes, sondern stets ein zerrissenes und gespaltenes ist, wird hier die Kunst der letzten fünfunddreißig Jahre in näherem Augenschein genommen. Darunter – neben einigen schwachen, dürftigen, auch langweiligen – wunderbare, von dem Kuratoren-Trio Armin Zweite, Doris Krystof und Reinhard Spieler zusammengetragene Exponate von immerhin achtundvierzig Künstlern, mit denen die ganze Spannbreite künstlerischer Möglichkeiten abgedeckt ist. Nicht nur Malerei und Skulptur, sondern auch Fotografie, Installation, Video, Body- und Performance-art kommen hier zum Zuge, als wären deren Gleichberechtigung und fairer Pluralismus ein Gebot der Stunde sowie vom Thema her erforderlich.
Unklar bleibt, warum und weshalb der berüchtigte Satz Je est un autre überhaupt derart abgewandelt wurde, und schade, dass nur selten ein wahrer Dialog zwischen einzelnen Positionen gelingt. Der von der Raumgestaltung her nicht so überzeugende Aufbau der Ausstellung, deren Dichte immer wieder ausfranst, lässt über weite Strecken eine innere Spannung, ein visuelles Gerüst und…