Sabine Müller
Inventur
»Zeitgenössische Radierung in Deutschland«
Kunstverein Reutlingen, 1.6. – 2.8.2008, Graphikmuseum Pablo Picasso Münster 14.6. – 16.08.2009
Schön, dass passend zum „Jahr der Graphik“, das sich der Öffnung der museumseigenen Graphischen Sammlungen verschrieben hat, eine umfangreiche Schau zum Thema Radierung Aufschluss über die aktuelle Produktion im Land verspricht, nachdem es doch sehr lange sehr ruhig geworden war um die Tiefdrucktechnik. Genau genommen handelt es sich bei der Präsentation im Picasso-Museum in Münster um die – leider stark verkleinerte und nicht gerade übermäßig sorgfältig arrangierte – zweite Station einer Ausstellung, die im letzten Jahr bereits im Reutlinger Kunstverein zu sehen war. In Reutlingen, im Schatten der monumentalen HAP Grieshaber-Sammlung, herrscht ein besonders inniges Verhältnis zur Druckgrafik, wenn sich vielleicht auch gewisse Ermüdungserscheinungen in Bezug auf den Holzschnitt bemerkbar machen, denn diesem allein sind die Ausstellungen des Städtischen Kunstmuseums im Spendhaus gewidmet, ganzjährig. Jetzt also: Radierung. Die Kuratoren, Clemens Ottnad vom Reutlinger Kunstverein und Volker Lehnert, Maler und Grafiker, zudem Professor an der Stuttgarter Akademie der Bildenden Künste, haben sich zwei Jahre lang umgetan in Deutschland. Fündig wurden sie vor allem an den Akademien, wo nach eigenem Bekunden eine lebhafte Aktivität in den Radierwerkstätten festgestellt werden konnte. Lässt sich also ein Zusammenhang zwischen der frisch entfachten Aufmerksamkeit für museal abgesegnete Graphik und einem zunehmenden Interesse der Zeitgenossen herstellen? Wenn eine Renaissance der Zeichnung ausgemacht werden kann, warum sollte die Druckgraphik nicht auf dem Fuße folgen? Sicherlich rechnet niemand mit einer Neuauflage des Graphikbooms der 70er Jahre. Die Druckgrafik heute ist nicht als…