Island
Sigurður Guðjónsson
PERPETUAL MOTION
Kommissarin: Auður Jörundsdóttir, Icelandic Art Center Kuratorin: Mónica Bello Ort: Arsenale
Im Dialog zwischen Wissenschaft und Kunst geht es oft um Visualisierung realer Phänomene, die zu klein, zu schnell oder zu langsam sind, um mit bloßem Auge zu beobachten zu sein. Auch die Zusammenarbeit des Künstlers Sigurður Guðjónsson mit Mónica Bello, leitender Kuratorin für Kunst am Genfer CERN, scheint dem Ansatz eines monumentalen Sichtbarmachens und Transformierens ins Ästhetische zu folgen. Erstmals im Arsenale lokalisiert, füllt sich der isländische Pavillon mit Nahaufnahmen von magnetisch angezogenem Metallstaub in einem sechs Meter hochragenden Split-Screen. Man ist verführt, über nordisch karge Landschaften zu meditieren, über Bleigießen und Klecksographien, den Mikro- und den Makrokosmos, alchemische Transmutationsprozesse und schließlich das Weltall mit unvorstellbar weit entfernten Planeten, deren Oberflächen ähnliche Texturen aufweisen mögen wie das irdische Metall unter unserem technologisch geschärften Blick ins beinah unüberbrückbar Nahe der Materie.
Doch Guðjónsson zeigt eine fremdartige Landschaft, die sich durch das schmale, gestürzt anmutende Hochformat dem panoramischen Blick entzieht. Die minimalistische Tendenz der Arbeit lässt uns mehr ein körperliches Verhältnis zum Raum erfahren, als in kleinteilig figurative Deutungsmanöver zu drängen. Die Nahaufnahmen ziehen nicht auf Augenhöhe vorbei, sondern vertikal über Wand und Boden, weniger an uns vorüber als in eine Unendlichkeit, die jenseits des klar begrenzten Formats zu beginnen verspricht. Die Kante, an der die Projektionsflächen rechtwinklig aufeinanderstoßen, wird zur Wegscheide für beide Ströme aufgezeichneter Materie: Während der eine in Zeitlupe zur Decke strebt, fließt der andere nach vorne in den Raum hinein – ein Förderband…