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Artikel
Magazin · von Markus Müller · S. 508
Magazin , 2000

Jean-Luc Godard:
Histoire(s) du Cinéma

Godards, von 1988 bis 1998 entstandener, achtteiliger Fernsehfilm zur Geschichte, zu den Geschichten des Kinos, hat ihn, da ist sich der Kulturdiskurs sicher, wieder einmal als einen der globalen Protagonisten der Fortschreibung von “Moderne” ausgewiesen. Für die New York Times gelten die “Histoire(s) du Cinéma”, die Godard für Canal+, Arte und Gaumont produziert hat, gar als einer der wichtigsten 100 Filme des letzten Jahrhunderts. Besonders interessant erscheint, das, obwohl Teile des Opus Magnum auf der documenta X zu sehen waren und auch das New Yorker Museum of Modern Art die “Histoire(s)” schon gezeigt hat, selbst Spezialisten diesen Fernsehfilm in der Regel (noch) nicht gesehen haben. Dabei mangelt es nicht nur schlicht an Möglichkeiten die “Histoire(s)” zu sehen, das gut 5-stündige Multimediaprojekt erreicht dank obsessiver Schnittplatz-Orgien eine optische und akustische Informationsdichte, dass es (nicht umsonst immer wieder mit Joyces “Finnegan’s Wake” verglichen) selbst bei wiederholter Betrachtung multiple Lesarten eröffnet. In diesem Sinne sind die “Histoire(s)” ein bewegter Warburgscher Klang- und Bilderatlas der (im 20. Jahrhundert und im Film mediatisierten) Geschichte der Welt. Bisher handelte es sich dabei um einen zumindest insofern unvollendeten Versuch, als es der Godardschen Setzung an Rezeption und Kritik mangelte.

Mit dem kompletten Soundtrack der “Histoire(s)”, den dass Münchener Schallplattenlabel ECM (mit dem Godard seit seinem Film Nouvelle Vague zusammenarbeitet), das vor allem durch Keith Jarretts “Köln Concert” bekannt sein dürfte, auf 5 CDs in vier Bänden im Schmuckschuber veröffentlicht hat, wird zumindest die unvergleichliche Tonspur einem breiteren Publikum zugänglich.

Die liebevolle Ausgabe enthält Godards Kommentar…

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