Christoph Fink
Kartograph der Intervalle
CHRISTOPH FINK (*1963 in Gent, lebt in Gent, Belgien): Auf Reisen durch (urbane) Landschaften registriert Fink minutiös die unbedeutendsten Dinge und Beobachtungen, in dem er diese auf Zettelchen notiert und mit Uhrzeit (Stunde, Minute und Sekunde) und einer Skizze der Situation versieht. Mit Stichworten werden die benutzten Verkehrsmittel festgehalten, die Abfahrten und Ankünfte, die Straßen, in denen er geht, die Sounds, die er hört, die Menschen, denen er begegnet, die Orte, wo er verweilt, das Wetter, seine eigene Stimmung und anderes mehr. Diese langen logbuchartigen Notizen präsentieren sich nicht nur als eigenständige Werke, sie sind darüber hinaus Datenquellen für weitere grafische und arithmetische Prozesse, die, im Gegensatz zu den symbolischen Gesten anderer Kunstwanderer, keinerlei Spuren in der Landschaft hinterlassen.
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Ein Drei-Tage-Aufenthalt in Venedig übersetzt Christoph Fink in lange, handgeschriebene Spalten: Relevante Stichworte werden zusammen mit der verflossenen Zeit zwischen zwei Ereignissen erfaßt, am Ende der Spalten erscheint ein Kreis, womit eine kontinuierliche, manchmal aber abweichende Bewegung dargestellt wird, die Start und Ziel im Haus der Künstlers in Gent vereint. Verschiedene Farben und grafische Symbole dienen als Orientierung über Verlauf und Details der Reise. Aus der Überarbeitung dieser Informationen entsteht dann ein Diagramm, das all das Wahrgenommene, schön numeriert, auf eine horizontale Zeitskala bringt (1 Millimeter = 1 Sekunde).
Finks Reisenotizen verzweigen und manifestieren sich durch einen großen Ideenreichtum, etwa durch Drahtmodelle von Flugrouten, durch “szenische” Zeichnungen, die als malerische Reiseberichte komponiert sind, durch Fotos von “on the road”, durch Tonaufnahmen und so fort. Es überrascht nicht, den…