herman de vries
natura incorporata
herman de vries (*1931 in alkmaar/niederlande, lebt in eschenau/deutschland): je weiter man in die leben und arbeit verknüpfende biographie von herman de vries vordringt, desto mehr entdeckt man ein mit sinnlicher anschauung vernetztes denken. geschult in der tradition abendländischer philosophie und moderner westlicher naturwissenschaft, vertieft durch langjähriges interesse an zen-buddhismus und hinduismus, strebt seine kunst nach auflösung der gegensätze zwischen leben und kunst, kunst und wissenschaft, sprache und bild.
leidenschaftlich wendet sich de vries gegen den unsinn einer falsch verstandenen kunst in der natur. 1993 notiert er unter dem unverblümten titel »ich hasse kunst in der natur!« folgende sätze:
“kunst in der natur ist überheblich, arrogant – oder ignorant! wenn kunst etwas mit bewußt sein, bewußtseinsprozessen, bewußtwerdung (und ihrer kommunikation) zu tun hat – ist dann die natur nicht: bewußt sein?
dann ist es zeit für eine kulturelle wandlung, ein staunen und verehren an den rändern der wald- und feldwege.
als künstler möchte ich dann eine eiche pflanzen, dort ungefähr, wo bonifazius (auf für unsere geschichtliche entwicklung verhängnisvolle weise) eine umschlagen ließ; dann möchte ich ‘sanktuarien’ einrichten und abgrenzen gegen jeden eingriff.
natur ist kunst.”
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auf reispapier in kathmandu gedruckt, erschien 1974 in der “temporary travelling press publications nr. 2” ein kleines büchlein, genauer ein umschlag mit einer losen, beweglichen innenseite mit dem titel: “to be all ways to be”. aus der ferne lud herman de vries die in europa gebliebenen kunstfreunde ein, philosophisch-spielerisch über “wege des seins” nachzudenken. hält man das büchlein in der hand und dreht die innenseite, erschrickt man…