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Titel: Atlas der Künstlerreisen · von Suzanne Muchnic · S. 202 - 207
Titel: Atlas der Künstlerreisen , 1997

Joep van Lieshout
Mobile Module

JOEP VAN LIESHOUT (*1963 in Ravenstein, lebt in Rotterdam): Joep van Lieshout überschreitet mit seinem Werk kategorisch die Grenze zwischen angewandter und bildender Kunst. In seinen neueren Arbeiten verfolgt er eine synthetische Einheit von formalistischer und konzeptueller Strategie. Er stellt Möbelskulpturen her, die durch die Verwendung standardisierter Proportionen und Module an industrielle Massenprodukte erinnern. Eine Reihe von mobilen Skulpturen, die in kleinen Serien handgefertigt oder als Unikat entstehen, sprengt durch gezielte formale Intervention jede Form von Normativität. Gleich Donald Judd zielt Lieshout in seinen “Produkten” auf Multifunktionalität ab: Ein Tisch ist ein Regal, ist eine Skulptur, ist ein Ereignis. Badewannen, Toiletten, Bars und Wohneinheiten aus Polyester und Fiberglas oszillieren so zwischen materieller Zweckhaftigkeit und künstlerischem Konzept.

Das auf einer Tour durch die Vereinigten Staaten bekannt gewordene “Modular Mobile Home” von Lieshout besteht aus einem umgebauten Kleintransporter, was den Ursprung als Skulptur kompliziert. Dieses funktionale und reisetüchtige Gefährt verbirgt und pervertiert seine Gebrauchsfunktion. Assoziationen zum Hippie-Wohnwagen liegen auf der Hand. In den USA stand sein geschlossener Wohntransporter im Verdacht, von einem psychotischen Obdachlosen oder von einem der zahllosen Serien-Killer entlang des Trans-Canada-Highway bewohnt zu sein. Lieshouts Transporter/Container wurde auf seiner Reise Teil des Mythos der Straße, und zwar, wie ein Kurator schrieb, “als Folterkammer für den ahnungslosen Tramper, das gekidnapte Opfer oder den in tristen Bars wie ‘Rae & Jerry’s’ gefundenen neuen Freund. Zahlreiche Filme wie ‘Das Schweigen der Lämmer’, ‘Seven’ und ‘Henry’ zeigen löchrige, mobile Container, die von fremden, unerbittlichen Übeltätern gewaltsam geöffnet und beschmutzt werden.”

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Kurz…


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