MARION THIELEBEIN
light & shadows…
Galerie Anselm Dreher, Berlin, 23.2. – 20.4.2002
Prometheus war es, der uns das Feuer brachte. Mit dessen Licht führte er uns aus der Dunkelheit zu Kultur, Zivilisation und Erkenntnis, zog sich den Zorn der Götter zu und tat uns allerdings damit auch nicht nur Gutes: Feuer und Licht waren nicht nur ein Geschenk, dessen man sich in Frieden erfreute, sondern stets auch Anlass zu Besorgnis. Denn das Feuer der Götter wärmt in der Hand des Menschen nicht nur, es zerstört auch; sein Licht blendet ebenso wie es erleuchtet, und es wirft bisweilen auch schwere Schatten.
Mit “light & shadows…” zeigt Anselm Dreher fünf künstlerische Positionen, die sich mit dieser Janusköpfigkeit des Lichtes auseinandersetzen. Der Plural “shadows” und die Fragen aufwerfenden drei Punkte im Titel sind hierbei Programm: Die Künstler legen die Betonung – selbst wenn das erst auf den zweiten oder dritten Blick auffallen mag – allesamt auch auf die an Zerstörung gemahnenden Aspekte des Lichts und auf das gelegentlich Schmerzhafte oder Flüchtige des Erkenntnisprozesses.
“ISA (blue, red, yellow, green and black)” ist ein Video des fünfzig Jahre alten Korsen Ange Leccia, in dem eine junge Frau dem Stakkato der Blitzlichter eines unsichtbar bleibenden Fotografen ausgesetzt ist, während sich das Videobild nacheinander in die genannten Farben verändert. Leccia hatte in den achtziger Jahren Aufsehen erregt mit sich gegenüberstehenden Objekten, die er mit einer ausgeklügelten Lichtregie versah: “Der Kuß” von 1985 lässt zwei Scheinwerfern, die einander berühren, sich gegenseitig anstrahlen; und in der aufsehenerregenden Arbeit “Lolita” (1988) stehen sich, im…