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Titel: 60. Venedig Biennale - Analyse · von Sabine B. Vogel · S. 94 - 97
Titel: 60. Venedig Biennale - Analyse ,

Löwen & Leute

von Sabine B. Vogel

 

Während der Eröffnungstage beginnt schnell unter dem Fachpublikum das große Raten: Welcher National-Pavillon wird wohl mit dem Goldenen Löwen geehrt? Dieses Jahr einigen sich die meisten bald auf Wael Shawkys Film Drama 1882 über die Urabi-Revolution im Ägyptischen Pavillon. Manche favorisieren Anna Jermolaewas Swan Lake für Österreich – wenigsten für eine Spezielle Erwähnung. Dafür erhalten die Geehrten zwar keine Trophäe, nur ein Zertifikat. Aber es ist eine gewaltige Anerkennung.

Mit der Entscheidung der fünfköpfigen Jury allerdings hatte niemand gerechnet: Den Goldenen Löwen durfte Archie Moore für den Australischen Pavillon entgegennehmen, überreicht von Italiens Kulturminister Gennaro Sangiuliano – die Löwen-Zeremonie ist eine hochpolitische Veranstaltung. Archie Moore ist Nachfahre der Stämme Kamilaroi und Bigambul, seine Installation kith and kin (Kind und Kegel) zeichnet die 65.000-jährige Geschichte der indigenen Völker Australiens nach – und passt damit perfekt in die Themen der 60. Venedig Biennale indigen, queer, Außenseiter, Postkolonialismus.

Ganz in diesem Sinne ging auch der Goldene Löwe für den besten Beitrag – überreicht von Venedigs Bürgermeister Luigi Brugnaro – in der Zentralen Ausstellung an das Mataaho Collective aus Neuseeland. Unter dem Titel takapau, was die von Maoris gebräuchlichen Geburtsmatten bezeichnet, erstellten die vier jungen Maori-Frauen eine riesige Webstruktur aus Ladegurten. Die gewaltige Größe der Installation sei „eine technische Meisterleistung, die nur durch die kollektive Stärke der Gruppe möglich sei“, so die Jury.

Ähnlich pragmatisch argumentierten sie auch für die ,Spezielle Erwähnung‘ an Doruntina Kastrati für den Pavillon Kosovo. Die vier überdimensionalen Skulpturen in dem kleinen Hinterhof des Marine Museums seinen eine…

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