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Titel: 60. Venedig Biennale - Länderbeiträge Giardini · von Ellen Wagner · S. 257 - 257
Titel: 60. Venedig Biennale - Länderbeiträge Giardini ,

Tschechische Republik

Eva Koťátková
(in Zusammenarbeit mit Himali Singh Soin, David Tappeser, Gesturing Towards Decolonial Futures und Kollektiven von Kindern und älteren Menschen)

THE HEART OF A GIRAFFE IN CAPTIVITY IS TWELVE KILOS LIGHTER

Kommissar: Michal Novotný, National Gallery of Prague,
Kuratorin: Hana Janečková Ort: Giardini

Ein zerteilter überdimensionierter Körper erwartet uns. Es ist jener der Giraffe Lenka (1953–1956), die 1954 in Kenia gefangen und nach mehrmonatiger Quarantäne in Hamburg in den Prager Zoo verbracht wurde. Als Symbol für Einfluss und Weltgewandtheit des slowakischen Staates und Publikumsattraktion überlebte sie dort lediglich zwei Jahre. Verstorben an einer Lungenentzündung, wurde Lenka präpariert zum Museumsexponat. Ihre Organe, erzählt man, wurden eher nachlässig entsorgt, sodass sich über das Abwassersystem Verwesungsgase in der Stadt verbreiteten. Der textil imitierte hohle Körper ist nun im Pavillon wie in Tunnelabschnitten betretbar. Hier lauschen wir einem Hörspiel aus Kommentaren, Nacherzählungen und Spekulationen über alternative Verläufe des Lebens (auch noch nach dem Tod) von Lenka. Die überwiegend von Kindern eingesprochenen Geschichten changieren zwischen berührender Reflexion über das Verhältnis des Menschen zur Natur und Passagen, die geradewegs einem Stephen King-Roman entsprungen scheinen: Lenkas Flucht durch das Abwassersystem, ihre die Rohre verstopfenden Organe oder die Vermutung, Lenka könnte bereits, versehentlich erschossen, tot in Prag eingetroffen sein und nun unterirdisch die Stadt als Rächerin heimsuchen, bilden dramatische Höhepunkte in diesem pharyngitischen und viszeralen Parcours. Die textil gepolsterten Schläuche sind ortlos im Sinne einer völligen Unklarheit darüber, ob wir uns im Hals oder im Bauchraum der Giraffe wähnen sollen. Sie sind inwendig von Blutgefäßen aus kirschrotem…

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