„Stranieri Ovunque“
– die Orte der Fremde(n)
von Ellen Wagner
Ein*e Astronaut*in stampft über die staubige Mondoberfläche, in der Schwerelosigkeit auffällig ungelenk wird sie slapstickhaft zu Boden gerissen; mehr Bilder weiterer Astronaut*innen schieben sich ins Bild, hopsen auf und ab, während im Hintergrund ein Hochhaus nach dem anderen einstürzt. Interessanterweise vom unteren Bildrand her: die Ansicht der Wolkenkratzer wurde in der Videoproduktion auf den Kopf gedreht, sodass die Überlagerung der Bildstränge uns den Halt vor Augen verlieren lässt und das Gleichgewicht der Komposition wirkungsvoll kollabiert.
Manauara Clandestina ist auf der Biennale mit zwei Videos vertreten [01, S. 143, 215], die das Fremdsein gemäß Motto der Hauptausstellung Stranieri Ovunque mit der oben beschriebenen Leichtfüßigkeit angehen: Der Zusammenbruch des Festbetonierten und die Improvisation eines Tanzes in hinderlicher Montur zum Schutz vor einer nicht überlebenstauglichen Atmosphäre liegen hier bildstark nah beieinander. Migration und Transition werden in Building (2021– 24) assoziativ verbunden über die Biografie des Vaters der Künstlerin – dieser war fasziniert von Satellitentechnologie und versorgte Städte im Amazonasgebiet mit seinem TV-Service – und die, nun auch über das Internet verbundene, queere Community Manauaras.
Wo die Aufgabe in einer Verkomplizierung der Ansichten von Queerness, Indigenität und Outsider Art bestünde, wählt Pedrosa primär eine Strategie der Repräsentation dieser Kategorien, von denen natürlich, glücklicherweise keine klar konturiert ist.
Migranta (2020–23), im Giardino delle Vergini der Arsenale, kreist um das Recyceln gefundener Kleidungsstücke, mit Vorliebe für reflektierende Jacken von Baustellenarbeitern, die in Europa bzw. Barcelona, wo das Video entstand, oft migrantischer Herkunft sind. Zwischen urbanen Catwalks und Social Media-Posts werden nicht nur…